August 2024

Dark Tranquillity – Endtime Signals

Um das Pferd von hinten aufzuzäumen: „False Reflection“ zerreißt selbst hartgesottenen Todesmetallern das Herz und lässt ebenso tief blicken, wie sein, um einige PS aufgestockter, Halbballadenbruder „One Of Us Is Gone“ Bitterkeit und Verlustangst, aber auch Dankbarkeit und Liebe in sich vereint. Dark Tranquillitys „Endtime Signals“ ist ein Sammelsurium überkochender Emotionen, die von persönlichen Schicksalsschlägen genauso gezeichnet sind, wie sie das allgegenwärtige Kollektivtrauma dieser Welt reflektieren. Diesen Umständen ist wohl auch die scheinbare Bipolarität der Scheibe geschuldet. Denn neben den erwähnten Ruhepolen findet sich mit Stücken wie „Unforgivable“ oder „Enforced Perspective“ auch garstiger Hartstoff auf dem Album. Wohingegen Songs wie „Wayward Eyes“ oder „Neuronal Fire“ Hoffnung im allgegenwärtigen Endzeit-Panorama suggerieren und als melancholische Herbstmusik gleichsam die Sonne im Herzen aufgehen lassen, wie sie selbiges auch in tiefen Schmerz stürzen. Und doch ist „Endtime Signals“ kein depressives Album. Dazu schwingt in Nummern wie z.B. „Not Nothing“ einerseits zu viel Hitpotenzial mit und andererseits klingt ein Stück wie „A Bleaker Sun“ zu zornig, vereint allzu prägnant thrashige Urwüchsigkeit mit melancholischer Harmonie anstatt das Tränental vollends zu fluten. Es bleibt dabei: Dark Tranquillity sind Meister des melodischen Todesbleis, das sie mit jedem neuen Album facettenreicher gießen.

Dominik Maier

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