Amorphis – Halo

Wie kann ein neues Album gleichzeitig poppiger als seine Vorgänger klingen, wenn es im nächsten Atemzug so archaisch und aggressiv wie lange nichts tönt? Amorphis liefern mit „Halo“ die Antwort und beweisen einmal mehr, dass sie wahre Großmeister ihrer Zunft sind. Nicht nur in puncto Coverartwork werden die Gegensätzlichkeiten der Musik deutlicher denn je, auch die einzelnen Songs reizen die verschiedenen Pole noch weiter aus als bisher. Dazu passt der etwas erdigere Sound des Albums sehr gut, denn so wirken die diversen Charakterzüge der Songs markanter, direkter und härter als zuletzt. Das beginnt beim stürmischen Opener „Northwards“, der aber zugleich auch sehr opulent daher kommt und den erwähnten Spagat bereits deutlich macht. Im weiteren Verlauf des Albums fallen immer mehr Kontraste innerhalb der einzelnen Stücke auf. In „On The Dark Waters“ treffen entschlackte Strophen auf harte Growls, wohingegen der Refrain durchaus Breitwandformat hat und sehr eingängig ausfällt. Wie immer bei Amorphis ist die Musik vollgepackt mit interessanten, oft kleinen Details die es stets zu entdecken lohnt und die im Gesamtbild dafür sorgen, dass die Musik durchweg spannend bleibt und immer wieder aufs Neue überrascht. Zudem versteht es die Band meisterhaft schlüssige Spannungsbögen zu kreieren und diese auch untereinander immer wieder neu zu verstricken. Daher folgt auf das sehr zugängliche „The Moon“ wie selbstverständlich ein sperriges Monster wie „Windmane“. Und doch wirkt das Album zu keiner Zeit zerrissen, vielmehr ist dieses stetige Auf und Ab so etwas wie der kreative Reiz der Musik der dafür sorgt, dass „Halo“ auch auf Dauer unvorhersehbar bleibt. Amorphis muss man auch mit diesem Album bewusst erleben, denn wenn eine Band einen emotionalen Sturm lostritt, während sie gleichzeitig mit wohligen, gerne auch zuckersüßen Melodien das Herz umschmeichelt, dann kann das nur große Kunst sein! Wie erwartet eine ganz starke Vorstellung!

Dominik Maier