WATAIN-Die schwarze Macht

Das schwedische Abrisskommando WATAIN hat sich im Laufe seiner Karriere zu einer der authentischsten und erfolgreichsten Bands im Black Metal gemausert. Die Musiker vereinen in ihrem Sound die brutale, primitive und rohe Gewalt die dem Black Metal Genre innewohnt mit ausgefeiltem Songwriting und einem Gespür für eingängige Melodien. Das satanistische Konzept auf dem die Band fußt mag gewiss nicht neu sein, aber die Musiker leben WATAIN ohne sich mit ihrer Musik oder als Personen an irgendwem oder irgendwas anzubiedern. Diese Konsequenz verdient Respekt. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das die Musiker von Anderen Black Metal Bands unterscheidet, ist die immer glasklare Produktion ihrer Alben. WATAIN brauchen keine verwehten Sounds oder nach Kellerproduktion klingende Drums um ihren pechschwarzen Metal bösartig und extrem erscheinen zu lassen. Der Band gelingt dies alleine durch ihre Kompositionen und der Kombination aus den Texten des Erik und ihrem Auftreten. In den folgenden Texten beschreibe ich meine Erfahrungen mit der Musik der Band und bespreche alle ihre Studioalben vom Beginn ihrer Karriere bis zu ihrem aktuellsten Release.

  1. Rabid Death‘s Curse (2000)

WATAIN’s erster Longplayer ist ein Black Metal Bastard auf dem die Rohheit und der Dreck des Genres noch am deutlichsten zu hören sind. Kehlige Schreie, klirrend kalte Gitarren und rasendes Drumming dominieren das Album. Allerdings schaffen die Musiker bereits auf ihrem ersten Album das Kunststück aus dem Black Metal Einheitsbrei herauszustechen. Thematisch wildert man zwar im satanistischen Ursprung des Genres, doch musikalisch ist bereits der hohe Anspruch der Musiker an ihre Kunst hörbar. Jeder Handgriff sitzt, denn die Musiker beherrschen ihre Instrumente. Insgesamt herrscht zwar Hochgeschwindigkeitsgeballer vor und auch die Produktion ist genretypisch nicht zu sauber, doch WATAIN beweisen ein feines Händchen für Melodien und die dreckige Attitüde der Platte verleiht der Musik einen bedrohlichen Charme. Die Gitarren schneiden kalt aus den Boxen und der Bass wummert (yeah!). Eriks Screams orientieren sich zwar noch deutlich am traditionellen Black Metal, doch die Eigenheiten seiner Stimme sind bereits zu erahnen. Dass hierbei kein einzelner Song hervorsticht beweist dass es WATAIN bereits mit ihrem ersten Album gelungen ist ein zusammenhängendes Stück Schwarzmetall zu gießen.

  1. Casus Luciferi (2003)

Es geht in die zweite Runde. Und WATAIN hauen ihren nächsten Hassbatzen unters Volk. „Casus Luciferi“ beschwört vom ersten Ton an die Hölle herauf. Das Highspeed Geschoss „Devil’s Blood“ eröffnet den satanistischen Reigen. Und wieder-die Band zeigt bereits am Anfang dass sie ein Händchen für spannende Musik hat. Melodisch schneidende Gitarren und brutale Drums peitschen Eriks irre Stimme durch den Song. Mit „Opus Dei (The Morbid Angel)“ walzen die drei Verrückten alles und jeden nieder. Mächtige Drums, melodische Gitarren die sich ins Gehör fräsen, ein teilweise melodischer Bass  und Eriks brutales Organ fallen über den Hörer her und lassen ihn nicht mehr los. „Puzzles ov Flesh“ rast über den Hörer hinweg, offenbart bei genauerem Hinhören aber einige coole Details (vor Allem die Bassmelodien in den langsameren Momenten wissen zu gefallen). „I Am The Earth“ lässt keine Zeit zum Verschnaufen. Es bleibt schnell und hart. Zwar wird das Tempo geschickt variiert doch die Zeichen stehen auf Sturm. „The Golden Horns of Darash“ ist ein Frontalangriff der jedoch immer wieder von einigen Breaks aufgelockert wird. Die Gitarren sind heavy, kalt, und melodisch und Eriks bedrohlicher Gesang thront über dieser massiven Dunkelheit. Nach der Raserei „From the Pulpits of Abomination“ ertönt ein Gewitter und leitet den finalen Titeltrack ein. Was für ein Hassbatzen. WATAIN beschwören die musikalische Hölle herauf und holzen sich knappe neun Minuten lang durch einen grandiosen Song mit einigen Wendungen. Dabei verliert sich die Musik aber nie in Eintönigkeit sondern bleibt bis zum letzten Ton spannend. Die klirrend, kalten Gitarren, die energischen Drums, der wummernde Bass. Alles sitzt perfekt. Und all die Schwärze trägt Eriks Stimme. Mal aggressiv hassend, mal eindringlich keifend aber immer punktgenau schickt der Sänger die Botschaft der Band hinaus in die Welt. WATAIN sind mit „Casus Luciferi“ zur vielleicht wichtigsten aktuellen Black Metal Band aufgestiegen.

  1. Sworn to the Dark (2006)

WATAIN‘s Dritte ist ein Machtwerk. Alle Trademarks der Schweden sind nach wie vor vorhanden und doch setzt „Sworn to the Dark“ nochmal einen drauf. Die Musik ist stets anspruchsvoll und vereint mit viel Liebe fürs Detail Erhabenheit und mitreissende Melodien ebenso wie pure Raserei und satanistischen Wahnsinn. „Legions of the Black Light“ gibt gleich zu Beginn die Marschrichtung des Albums vor. Melodischer Black Metal zwischen Hochgeschwindigkeits-Raserei und Midtempo-Walzen. Erik ist nach wie vor ein Ausnahmesänger in seinem Genre. Jedes Wort ist verständlich und doch ist seine Stimme wie ein bedrohlicher Schatten der erhaben über der Musik thront und aus dem jederzeit angriffslustige Bestien wie aus dem Nichts zuschlagen können. „Satan’s Hunger“ wird mit fetzigen Thrash Metal Anleihen versehen und die Gitarren bleiben hartnäckig im Ohr kleben. Das atmosphärische Zwischenspiel „Withershins“ gönnt dem Hörer eine kurze Pause von dem Höllenfeuer ehe „Storm of the Antichrist“ losbricht. Der Song ist eine geniale Hymne  mit Potential zum mitgrölen aber auch zum Rübe abschrauben und pendelt zwischen Raserei und erhabener Melodie. „The Light that Burns the Sun“ bleibt hartnäckig im Ohr kleben und baut sich bedrohlich auf ehe der Titeltrack melodisch, schnell und bedrohlich losbricht. Eriks Gesang ist vor allem im Refrain beschwörend und dunkel. Die feinen Melodien verleihen dem Song zusammen mit den Midtempo-Grooves eine bedrohliche Aura die immer weiter verstärkt wird. Das melodische Intro von „Underneath the Cenotaph“ gleicht der Ruhe vor dem Sturm, denn der Song rast mit aggressivem Gepolter über den Hörer hinweg, hat einige coole Thrash Metal Anleihen und eine Fülle an Melodien. „The Serpent‘s Chalice“ walzt im Midtempo daher und hat eine betörende Grundmelodie die in Kombination mit Eriks Botschaften eine regelrechte Trance hervorruft. Nachdem der Song mit einer wunderschönen Gitarrenmelodie ausklingt bricht „Darkness and Death“ schnell, aggressiv und mit brachialer Urgewalt los. Heftige Blastbeats paaren sich mit kalten Melodien und Eriks Stimme kommt eher akzentuiert zum Einsatz und wirkt dadurch noch bedrohlicher. Das folgende, ruhige Instrumental „Dead but Dreaming“ leitet schließlich das Finale ein. „Stellarvore“ ist ein kleines Meisterwerk und bleibt über seine acht Minuten Länge durchweg spannend. Ein erhabenes Intro geht in rollende Doublebass über die immer wieder von langsameren Parts und Breaks aufgebrochen wird. Eriks Stimme beschwört die Hölle herauf und die Gitarren klingen melodisch und doch kalt und scharf wie Rasiermesser.

Fazit: Um das Album zu verstehen muss man es selbst gehört haben. Doch WATAIN haben mit „Sworn to the Dark“ ihren vorläufigen kreativen Höhepunkt erreicht und eine wahres Black Metal Meisterwerk abgeliefert.

  1. Lawless Darkness (2010)

Der Titel des vierten WATAIN Albums beschreibt die Essenz des Albums ziemlich gut. „Lawless Darkness“ ist tatsächlich genau das: allumfassende Dunkelheit die in wütenden und doch kompositorisch ausgefeilten Songs über den Hörer hereinbricht. Der ruppige Opener „Death’s Cold Dark“ schlägt nach einem atmosphärischen Intro hart und schnell zu. Das folgende „Malfeitor“ ist vielleicht einer der besten Black Metal Songs überhaupt. Die unheimliche und aggressive Stimmung des Songs lässt trotzdem Raum für musikalische Finesse mit einigen Tempowechseln und grandiosen Melodien. WATAIN ist hier ein absoluter Black Metal Ohrwurm gelungen. „Reaping Death“ klingt danach wie ein ruppiger Schlag ins Gesicht des Hörers. Doch nach der ersten Minute wird das Tempo gedrosselt und eine betörende Gitarrenmelodie sorgt mit wuchtigen Drums für Gänsehaut. Nachdem der Songs immer weiter zwischen Raserei und betörender Langsamkeit pendelt beginnt „Four Thrones“ doomig und intensiv. Der Song pendelt grandios zwischen hysterischer Raserei und schleppender Dunkelheit und die Gitarrenarbeit gräbt sich hartnäckig ins Langzeitgedächtnis. Grandios! „Wolves Curse“ beginnt mit einer ruhigen Gitarrenmelodie ehe ruppige Drums einsetzten und eine wunderbare Melodie die Strophen einleitet. Eriks Stimme ist beschwörend, harsch wie eh und je. Nach halber Spielzeit bricht das Tempo ab und der Song versinkt in doomiger Schwere, was das Hörerlebnis nochmal intensiviert. Das instrumentale Titelstück lebt von seinen tollen, vielfach variierten Leadmelodien, „Total Funeral“ ist ein Wutausbruch der schnell und hart zuschlägt und „Hymn to Qayin“ pendelt zwischen melodisch-hypnotischer Atmosphäre und düsterer Aggression (Album Highlight!). „Kiss Of Death“ ist ein abwechslungsreich konzipierter Düsterbrocken mit feinen (manchmal beinahe melancholischen) Melodien. Und doch atmet der Song pure Dunkelheit und Aggression. „Waters Of Ain“ ist schließlich ein monumentaler Abschlusssong. Über eine Länge von knapp 15 Minuten schaffen es WATAIN alle Stimmungen ihrer Musik in einem Song zu bündeln. Nach einem ruhigen, hypnotischen Intro nimmt der Song Fahrt auf. Die Gitarren riffen kalt und melodisch, harte und schwere Drums walzen voran und Eriks Gesang klingt mal beschwörend heiser mal aggressiv und böse. Im zweiten Songdrittel klingen die Gitarren klagend und düster melodisch ehe das Tempo gedrosselt wird und Eriks Stimme von langsamen Drums und einer fast sehnsüchtigen Gitarrenmelodie getragen in dunkles Raunen übergeht. Der Song endet in einem düstern Outro mit famosen Melodien und schnellen Drums.

Fazit: Mit über einer Stunde Spielzeit machen es WATAIN auch ihren eingefleischten Fans nicht einfach und doch ist der Band mit „Lawless Darkness“ ein fantastisches Black Metal Album gelungen das das Potenzial hat in Zukunft als Referenzwerk für schwarze Kunst zu gelten.

  1. The Wild Hunt (2013)

Die Black Metal Heroen von WATAIN gehen in die fünfte Runde. Ihr neuester Silberling „The Wild Hunt“ vereint altbekanntes mit neuen Facetten. Nachdem das düstere Intro „Night Visions“ die Jagd mit cleanen Gitarren und Akkordeonklängen eröffnet und schließlich in ein melodisches Instrumental übergeht bricht in „De Profundis“ die sprichwörtliche Hölle los. Der chaotische, brutale Speed-Black Metal des Songs zeigt WATAIN in bösartiger Bestform. „Black Flames March“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Die melodisch düsteren Gitarren werden von stampfenden Drums mit ordentlich Doublebass unterfüttert. Eriks Stimme klingt beschwörend und morbide und die Kälte des Songs wird durch einige coole Gangshouts und Spoken-Word Einschübe noch verstärkt. „All That May Bleed“ klingt insgesamt deutlich progressiver als alles von WATAIN bisher Bekannte. Und doch ist die Stimmung des Songs düster und aggressiv. Weiter geht’s mit „The Child Must Die“ das zügig loslegt und sofort ins Ohr geht. Die eingängigen und melodischen Gitarren harmonieren sehr gut mit dem stampfenden Groove des Schlagzeugs und Eriks Stimme klingt düster und aggressiv. Das Herzstück des Albums markiert das folgende „They Rode On“. Die düstere Ballade, in der Erik seine wunderbar dunkel raunende und doch melodische Clean-Stimme zeigt. Der Track ist kompakt komponiert und schleppt sich durch eine düstere, morbide und pathetische Grundstimmung die immer weiter verstärkt wird. Dabei fügt sich das melodische Gitarrensolo in der Songmitte wunderbar ein und auch die verträumt wirkenden Harmonien passen perfekt. Definitiv einer der besten Songs die WATAIN je geschrieben haben. „Sleepless Evil“ markiert danach den krassen Gegensatz, denn hier wird’s wieder rasant und sperrig. Erik speit Gift und Galle und die Instrumentierung ist kalt und aggressiv. Der folgende Titeltrack ist ein weiterer Höhepunkt des Albums denn die Band schafft es erhabene Epik mit abgrundtiefer Bösartigkeit sowie fantastische Melodien mit aggressiven Shouts und dunklem Klargesang zu verknüpfen. Genial! „Outlaw“ ist eine dissonante Highspeed-Granate die von Tribal-artigen Drums umrahmt wird. Der thrashige Einschlag macht die Raserei nur noch fieser(!). Mit „Ignem Veni Mittere“ präsentiert die Band ein weiteres Highlight. Der düstere instrumental-Song beginnt mit einem ruhigen und melodischen Intro und geht dann in einen stampfenden Midtempo-Groove über der viel Raum für Melodien und verträumte Solos lässt. „Holocaust Dawn“ spannt dann den Bogen zurück zum Anfang des Albums. Die Band präsentiert abwechslungsreiches Songwriting und pendelt zwischen schneller Raserei und zähflüssigem Black-Doom in dessen Mitte erneut ein Akkordeon erklingt. Eriks Gesang deckt von dunklem Raunen über heiseres Flüstern bis hin zu harschem Gekeife alles ab. Die Gitarrenläufe sind mal harmonisch verträumt, mal düster und dissonant. Das abrupte Ende irritiert zunächst ein wenig und lässt den Hörer geplättet zurück. Super!

Fazit: WATAIN haben ihren ureigenen Sound um einige spannende, neue Facetten erweitert und sind trotzdem unverkennbar im Black Metal verhaftet geblieben. Mit „The Wild Hunt“ haben sie ein geniales Stück schwarzer Kunst geschaffen und man muss regelrecht gespannt sein wo die weitere Reise der Musiker hinführt.

  1. Trident Wolf Eclipse (2018)

WATAIN holen zum nächsten Schlag aus und der hat es in sich. Ihr neuster Output „Trident Wolf Eclipse“ ist das totale Höllenfeuer. Bereits der Opener „Nuclear Alchemy“ ballert viehisch und aggressiv drauflos. „Sacred Damnation“ ist nicht minder stürmisch, kommt aber durch gelegentlichen Tempowechsel im Groove etwas düsterer daher. Das folgende „Teufelsreich“ klingt etwas weniger rasant. Doch die Drums schieben ordentlich an und pendeln zwischen Blastbeats und Halftime-Groove. Die Gitarrenarbeit ist düster, melodiös und auch der Bass klingt dunkel und morbide. Zwischendurch ziehen WATAIN das Tempo immer wieder etwas an und halten den Song damit spannend. Über all dieser Dunkelheit keift Erik seine Botschaften in gewohnt bösartiger Manier in die Welt hinaus. „Furor Diabolicus“ drückt das Gaspedal wieder voll durch. Allerdings präsentiert die Band einen spannenden Midtempo-Mittelteil. Eriks Vocals klingen noch eine Spur garstiger und die Melodieführung der Gitarren ist zwar etwas reduzierter, hat aber einige kurzweilige, kleine Soloparts zu bieten. Auch in „A Throne Below“ feuern WATAIN aus allen Rohren. Highspeed Black Metal Raserei steht auf dem Plan. Zwischendurch werden immer wieder kurze Parts eingebaut in denen die Band das Tempo etwas variiert. Insgesamt klingt der Song (vor allem wegen der Melodieführung der Gitarren) etwas kälter als das bisher Gehörte, wirkt aber nicht weniger garstig. „Ultra (Pandemoniac)“ beginnt mit einem düsteren Intro und feuert dann hart und schnell los. Die Strophen sind im (schnelleren) Midtempo gehalten. Die Gitarrenmelodien pendeln zwischen harschen Riffs und schnellen Melodien. Die Doublebass wird ordentlich durchgedrückt und Eriks Gesang überschlägt sich teilweise und er schreit und keift Gift und Galle ehe der Song mit diabolischem Gelächter endet. Yeah! „Towards the Sanctuary“ ist ein aggressiver Frontalangriff und erinnert in seiner Geschwindigkeit stellenweise an Marduk, allerdings ist der ureigene Stil von WATAIN unverkennbar vorhanden und die Raserei in dem Stück passt super. „The Fire of Power“ beginnt wieder schleppender und hat auch einige vertrackte Momente. Eriks Stimme hüllt die Instrumente wie ein Kokon ein, doch die vereinzelt eingestreuten, ruhigeren Momente und die (beinahe) verträumten Gitarrenmelodien brechen die dichte Atmosphäre etwas auf. Der Bonustrack „Antikrists Mirakel“ beginnt mit schamanischem Gesang ehe die Drums hart und schleppend einsetzen. Die Gitarren klingen schwer und düster und die gesprochenen Vocals verleihen dem Song eine dystopische und unheilvolle Aura.

Fazit: WATAIN besinnen sich nach dem, für eingefleischte Fans etwas schwierigen Vorgänger „The Wild Hunt“  mit „Trident Wolf Eclipse“ wieder auf ihre Anfänge und lassen ein garstiges und aggressives Black Metal Album auf die Hörer los. Ob die schiere Brutalität und Aggressivität des Albums nun gut oder schlecht ist sollte jeder Fan für sich entscheiden.

MD. Rock

 

Dunkelheit, Tod und Verderben

Warum WATAIN einzigartig sind und auf ihre Art und Weise eine der wegweisenden (Black) Metal Bands der aktuellen Zeit sind.

Das Licht wird vom Großteil der Menschen als Quelle des Lebens, der positiven Energie und Symbol für das Gute erachtet. Die Dunkelheit hingegen wird in diesem Kontext oft als Synonym für das Böse, das Gefährliche und Unberechenbare gesehen. Die Schwärze ist der Gegenspieler des Lichts und der Tod ist der Feind des Lebens. Die allgemeine Abscheu vor dem Tod bzw. dem Sterben liegt vermutlich vor allem daran, dass wir nicht wissen was uns nach dem Ableben erwartet. Lebt die Seele weiter? Entschwinden wir in ein großes Nichts? Oder werden unsere sterblichen Überreste am Ende nicht mehr sein als Nahrung für die Kleinstlebewesen unserer Erde? Die großen Fragen unseres Lebens finden seit jeher auch in der Kunst Beachtung. Bilder wie Edward Munch’s „Der Schrei“ zeigen im weiteren Sinne die Auswirkungen der existenziellen Angst vor dem Unbekannten. In der Mainstream Welt der modernen Popkultur finden Themen wie der Tod oder das Sterben entweder gar nicht statt oder sie werden als negative Elemente des Lebens dargestellt. Auch in der Religion (die mal mehr und mal weniger in der modernen Popkultur eine Rolle spielt) wird der Tod (weitestgehend) gleichgestellt mit den negativen Gefühlen oder Ängsten die jeder Mensch kennt. Gut, die menschliche Natur ist in erster Linie auf das Überleben und die Vermeidung von negativen Erfahrungen programmiert, aber diese Art von Erfahrung macht jeder Mensch trotzdem immer wieder. Bleiben wir bei der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Tod so landen wir irgendwann auch bei dem musikalischen Subgenre des Black Metal. Hier findet eine künstlerische Auseinandersetzung mit allem was der Mensch im Allgemeinen als negativ, schlecht oder böse empfindet statt. Die Musik ist hart, brutal und düster. Die Texte sind oft antichristlich oder satanistisch geprägt, allerdings wird auch das Leben an sich hinterfragt und der Tod (mal mehr und mal weniger) glorifiziert. Doch muss man unterscheiden zwischen Bands und Musikern die diese Thematik lediglich als Image verwenden und einfach nur harte Musik spielen wollen und solchen die ernsthafte Spiritualität in ihre Musik integrieren und diese mit der gleichen Hingabe verfolgen und versuchen auszuleben mit der sie musizieren. WATAIN gehören sicherlich zu letzteren Musikern, denn für sie stehen die Inhalte ihrer Kunst mindestens auf der gleichen Stufe wie die Musik selbst wenn nicht sogar die Texte noch mehr Gewichtung und Bedeutung für die Bandmitglieder haben als die eigentliche Musik. Der Kosmos WATAIN ist ein in sich geschlossenes Konstrukt das von den Bandmitgliedern in erster Linie für sie selbst geschaffen wurde und auf Außenstehende eher undurchschaubar und sektenähnlich wirken mag, doch das ist von den Bandmitgliedern durchaus auch bis zu einem gewissen Grad so gewollt. Das Alleinstellungsmerkmal der Band ist die völlige Hingabe der Musiker an ihr künstlerisches Ideal, das aber zugleich auch ein persönliches Ideal ist. Diese komplette Vermischung von Kunst und „echtem Leben“ macht auch einen Teil der Faszination für die Band aus. Alle Themen und Ideale die in WATAINs Texten stattfinden sind nicht nur plakativer Satanismus um die Worte der Musik anzupassen, sondern ehrlicher und ernst gemeinter (intellektueller) Satanismus der von den Musikern praktiziert, zelebriert und in der Band kompromisslos ausgelebt wird. Das muss man nicht zwingend gut finden und es ist auch richtig über die (spirituelle) Gesinnung von Künstlern zu diskutieren. Aber die Konsequenz, Leidenschaft und Hingabe mit der WATAIN ihr spirituelles und künstlerisches Ziel verfolgen, ohne sich auch innerhalb der Metalszene an etwaige Trends anzubiedern, verdient Respekt.

MD. Rock

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