November 2021

Der Weg Einer Freiheit – Noktvrn

„Zurück, zurück in die Welt zwischen Schein und Wirklichkeit. Entlasse mich in den langersehnten Traum und in die vielleicht letzte Freiheit, die ich dieser Tage doch so sehr vermisse.“ Dieses Zitat aus dem Opener „Monument“ beschreibt die Kunst von Der Weg Einer Freiheit wie kaum ein anderes. Blickt man auf die Diskografie zurück scheint sich die Musik stringent auf das aktuelle Werk hin entwickelt zu haben. Ihr künstlerischer Ausdruck war schon immer speziell und spätestens seit „Stellar“ ist die Band in ihrer Eigenständigkeit unvergleichlich. „Noktvrn“ ist aber das bisher vielseitigste und vielschichtigste Album des Quartetts. Vor allem das zentral platzierte „Immortal“ vertont die emotionale Gegensätzlichkeit, die schon immer ein Teil von Der Weg Einer Freiheit war, beeindruckend und nachhaltig. Dabei spielt natürlich auch der soulige Gastgesang von Dávid Makó (The Devil‘s Trade) ein Rolle. Aber es sind vor allem die leisen, reduzierten Momente, die die größte Wirkung entfachen. Die Musik reizt die Pole zwischen depressiver Melancholie und aggressivem (Selbst)Hass aufs Äußerste aus, ehe sie sich (vor allem textlich) letzten Endes in persönlicher Leere verliert. Danach herrscht Stille, die von „Morgen“ mit metallischer Aggression zerrissen wird. In den flirrenden Riffs schwingt aber auch eine gewisse Bedrücktheit mit. Zusammen mit dem Text liegt diese Nummer wohl am schwersten im Magen und bereitet den Weg für das famose „Gegen das Licht“ das im Gegensatz zur Assoziation des Titels, die Farbpalette des Covers nachhaltig vertont. Dem entrückten Anfang folgt schwere Schwarzmetallraserei, die am Ende in ein aufwühlendes Finale von epochalem Ausmaß mündet, das doch gewissermaßen von persönlichem Aufbruch zeugt. Ob es die entspannte Ambientnummer „Haven“ wirklich braucht ist Geschmacksache, aber in Anbetracht dessen, dass „Noktvrn“ sich mit der Vertonung der Nacht beschäftigt, ist es schlüssig. Wirkt es doch wie die akustische Form der ersten Sonnenstrahlen die den Beginn eines neuen Tages ankündigen, was dem Album einen fast hoffnungsvollen Schluss verleiht.

Dominik Maier

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