(Dolch) – Feuer

Mit den vorangegangenen EPs haben sich (Dolch) relativ schnell zur Underground Kultband gemausert. Ihr Debutalbum „Feuer“ muss also auf gleich mehreren Ebenen bestehen. Kann es die Qualität der EPs halten? Bleibt die Band ihrem Stil treu? Die Antwort liefert der Opener „Burn“. Das rauschhafte Element der EPs ist jederzeit spürbar und die warme Produktion lässt den bereits bekannten Sound noch detaillierter wirken. Die Musik lullt den Hörer ein und die Stimme führt wie durch einen Traum. „Halo (Afraid of the Sun)“ fließt zäh wie Lava und lässt zuweilen noch deutlichere Zitate aus der Demophase der Band erkennen. Der pulsierende Groove, der wabernde Bass, die warm bratenden Riffs alles ist da und über all dem schwebt die liebliche Stimme der Sängerin. Die immer wieder eingefügten Sprachsamples verleihen dem Song zudem die nötige Portion Kälte die für die ganz dicke Gänsehaut sorgt. Die setzt sich mit „A Funeral Song“ fort. Nach dem doomigen Start werden Elemente wie eine Violine oder hypnotisches Summen geschickt in den Sound eingebunden und von kräftigen Riffs angeschoben. Der gesummte Schlussgesang lässt nochmal aufhorchen bevor der Song doomig ausklingt. „A Love Song“ ist im Grunde ein endlos gestrecktes Voice-Sample mit etwas Groove und Riffing unterlegt, kommt aber einem akustischen Rausch gleich und wird mit jeder Wiederholung bedrückender. Diese Beklemmung wird in „Psalm 7“ weitergeführt. Doch zunächst beginnt der Song fast bluesig ehe sich flächige Riffs und ein dominantes Schlagzeug den Weg bahnen. Die Stimme klingt vor dieser Soundkulisse noch filigraner, gleichzeitig aber auch eindringlicher. „Mahnmal“ wirkt noch stärker ritualisiert als alles zuvor. Mantrisches Summen, repititive Melodien und Grooves werden langsam gesteigert und führen zu einem Höhepunkt der süßlichen Gesang und drone-artige Sounds zu einem finsteren Brocken verbindet, zugleich aber erhaben schwebend wirkt, bevor das Ende mit wabernden Melodien und minimalistischen Drums ausklingt. Das titelgebende „Feuer“ ist dann der finale Ritus. Der beschwörende Gesang, die dronigen Riffs, die Musik gräbt sich immer tiefer in den Kopf und wird vom schleppenden Groove auf ewig ins Langzeitgedächtnis geprügelt. Und plötzlich ist es still. Eine wabernde Melodie leitet ein frostiges Riff ein und zu halligen Drums erklingt diese Stimme die zwischen lieblichem Singsang und finsterem Mantra pendelt. Mit den Worten „Asche zu Asche, Staub zu Staube“ verklingt das Album nach einem letzten Aufbäumen der Gitarre und hinterlässt ein Gefühl von Leere die durch das Nachwirken des Gehörten nach und nach von wohliger Düsternis gefüllt wird. So ist „Feuer“ ein finsterer Strom von hypnotischer Anziehungskraft und filigraner Schönheit.
Dominik Maier