November 2018

Engst – Flächenbrand

Ehrlicher Punkrock voller Emotionen. So ungefähr lässt sich das Debutalbum „Flächenbrand“ von Engst beschreiben. Wobei der Begriff Punkrock fast zu limitiert ist. Denn musikalisch werden zum punkigen Fundament auch Pop-Elemente, kernige Riffs oder Blechbläser miteingebaut. Los geht’s aber erst mal mit der Durchhaltehymne „Ich steh wieder auf“. Der Song klingt angenehm spritzig und macht Lust auf mehr. In „Der Moment“ besingt die Band das Ende einer Beziehung bzw. den Moment in dem man realisiert, dass es vorbei ist. Auch hier klingt die Musik frisch und energisch. Der leicht melancholische Touch passt gut zum Thema und der Refrain macht den Song zu einem coolen Ohrwurm. „Eskalieren“ wirkt wie ein textlicher Befreiungsschlag vom vorherigen Schwermut. Passend zum punkigen Sound ist hier Sebi von Massendefekt mit von der Partie. Seine Stimme ergänzt sich gut mit der des Frontsängers und so klingt der Song wunderbar energisch. Ein gepfiffenes Intro leitet „Optimisten“ ein. Dazu kommen coolen Ska-Punk Elemente wie Bläser und ein fetziger Rhythmus. Thematisch verarbeiten Engst die momentanen Zustände der Gesellschaft und üben so angenehm unaufdringliche aber ernstzunehmende Kritik. Sehr geil! „Ein Sommer in den Charts“ ist ein Seitenhieb gegen Plastik-Musik ohne Tiefgang. Pop-Sternchen mit kalkulierten Inhalten, gemacht für den reinen Konsum. Musik die rein aus finanziellem Interesse geschrieben wird. Da ist man doch froh wenn man bodenständigen Punkrock hören kann! In „Der König“ besingen Engst den Egoismus der aktuellen Gesellschaft. Menschen die nur von sich selbst überzeugt sind und von allen anderen verlangen ihre Ansichten zu teilen, ohne über den eigenen Tellerrand zu blicken sind am Ende aber doch allein und sehnen sich nach Akzeptanz. Musikalisch gibt’s einen feinen Uptempo-Rocker mit einzelnen Ska-Elementen und punkigem Rhythmus. Schönes Teil! Das melancholische „Ist mir egal“ beschreibt die Phase des Verdrängens nach einer Trennung. Ein Song zum mitfühlen, der angenehm passend an unangenehme Zeiten erinnert. „Fremdes Elend“ kommt wieder fetziger daher. Zum Uptempo-Punkrock des Songs werden der Egoismus und die Abstumpfung der Gesellschaft durch den Einfluss von beliebigen Reality- oder Talkshows im Fernsehen kritisiert. „Morgen geht die Welt unter“ spinnt diesen kritischen Faden weiter und zielt auf den zunehmenden Hass auf Andersdenkende und vermeintliche Eliten. Der Song versprüht Kampfgeist, vereinzelt auch Resignation zeichnet dabei aber kein zu düsteres Bild der Gesellschaft. Fein! „Mit Raketen auf Spatzen“ geht thematisch in eine ähnliche Richtung. Dazu kommt das Stück als fetziges Rockbrett daher. Die „oh, oh, oh“-Gesänge im Refrain passen sehr gut und halten den Song kurzweilig. Das finale „Träumer & Helden“ ist ein sentimentaler Blick in die eigene Vergangenheit. Ein Blick zurück in die Jugend und dankbarer Gruß an die „gute alte Zeit“. Ein passender Abschluss für ein gelungenes Debut.

Fazit:

„Flächenbrand“ ist kein hartes Album, das will es auch gar nicht sein. Stattdessen haben Engst es geschafft ein stimmiges Rockalbum mit punkigem Charakter und leicht dreckigem Charme zu basteln. Eine Scheibe die man immer mal wieder auflegen kann, die sich aber auch zum fokussierten Zuhören eignet.

Dominik Maier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert