In Aphelion – Moribund

Sebastian Ramstedt kann nicht aus seiner Haut. Vielmehr zeigt er mit dem ersten vollwertigen Album von In Aphelion, dass er im Grenzbereich zwischen melodischem Black- und Death Metal zu den absoluten Top-Musikern gehört. „Moribund“ bietet erstklassigen Schwarzmetall mit griffigen Melodien und gespenstischer Stimmung. Dabei gelingen dem Schweden einige Kniffe die so wohl nicht zu erwarten waren, obwohl die grobe Marschrichtung des Albums durchaus mit der „Luciferian Age“-EP vergleichbar ist. Insgesamt lebt Ramstedt hier seine NWOBHM-Einflüsse deutlicher aus als bei seiner Hauptband, was u.a. in einer Vielzahl feiner Gitarrenabfahrten gipfelt die unüberhörbar von Maiden und Co. inspiriert sind. Ein Beispiel wäre das Intro zu „Sorrow, Fire & Hate“. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song aber zu einem halsbrecherischen Black Metal-Inferno, das trotz ungestümer Tempowechsel eine gewisse Erhabenheit transportiert. Dazu klingt Ramstedts Stimme auf dem ganzen Album sehr finster, mitunter gespenstisch, bleibt aber immer verständlich. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass sich der Hörer die lesenswerten Texte nicht in mühevoller Kleinstarbeit auseinander dröseln muss, sondern sie unmittelbar wirken lassen kann. Im Zentrum der Musik stehen aber die Gitarren. Die Fülle an Killer-Riffs und Melodien die sich Ramstedt und sein Partner Johan Bergebäck aus den Fingern zaubern ist schier atemberaubend und ihrer Hauptband mindestens ebenbürtig. In puncto Intensität wandeln In Aphelion an mancher Stelle gar auf dem Niveau von Bands wie Primordial, auch wenn die Musik viel weniger Pathos versprüht. Die bildhaften Eindrücke von Songs wie dem bedrückenden „This Night Seems Endless“ spielen aber durchaus in einer ähnlichen Liga wie die Iren. Mit thrashiger Energie zeugt u.a. das Titelstück davon, dass sich In Aphelion ein Stück weit aus dem Schatten von Necrophobic emanzipieren können, wenngleich die Düsternis und die Erhabenheit beiden Bands gemein ist. Mit „Requiem“ gelingt den Musikern dann ein meisterhafter Abschluss. Es wird majestätisch, das Riffing wirkt noch eindringlicher und die knallenden Drums sorgen u.a. dafür, dass die vielen Melodien noch besser zur Geltung kommen. Was für ein Einstand! Großes Black Metal-Kino, das die Erwartungen an einen eventuellen Nachfolger, aber auch an ein neues Necrophobic-Album weit nach oben schraubt.
Dominik Maier