Kreator – Hate Über Alles

Nach fünf hochkarätigen Alben in Folge lassen Kreator dieses Jahr „Hate Über Alles“ von der Kette. Dabei gelingt ihnen das Kunststück sich im eigenen stilistischen Rahmen so weit wie lange nicht aus dem Fenster zu lehnen, ohne auch nur einen Zentimeter von ihrem etablierten Thrash Metal-Gerüst abzuweichen. Bretter wie der Titeltrack oder die Abrissbirne „Killer Of Jesus“ glänzen nicht nur musikalisch, sondern sind auch mit zeitgenössischen Texten gesegnet, die zeigen, dass Mille und Co. nach wie vor mit wachen Augen und Ohren durch die Welt gehen. So plakativ Zeilen wie „Hate is the Virus of this World“ auch klingen, so eindeutig beschreiben sie den aktuellen Zustand der Gesellschaft. Insgesamt klingen die Songs diesmal wieder etwas direkter. Die Epik der beiden Vorgängeralben wurde ein Stück zurückgefahren, was den Experimenten auf „Hate Über Alles“ sehr zugute kommt. Eine der größten Überraschungen ist sicherlich der Gastgesang von Sofia Portanet in „Midnight Sun“. Dabei ist diese leichte Gothic-Kante nicht gänzlich neu im Kreator-Kontext (man denke an Alben wie „Renewal“ oder „Endorama“). Im Vergleich zur Vergangenheit wird diese Extravaganz diesmal aber in schlüssigere Hymnen verpackt. Gleichzeitig bleibt der typische Kreator-Sound bestehen, die Fans werden also nicht direkt vor den Kopf gestoßen. Stichwort Hymne: „Conquer And Destroy“ bleibt (nicht nur) dank der Gitarrenmelodien im Refrain sofort im Ohr hängen und will inbrünstig mitgesungen werden. Würde der Song ohne Milles typisches Geschrei daherkommen, könnte er fast als (kämpferische) Power Metal-Nummer durchgehen. Aber eben nur fast, denn in den Strophen geht ordentlich die Post ab und vor allem Ventor dreht richtig auf. Sehr stark! „Demonic Future“ thrasht dagegen ohne Umschweife drauflos, entwickelt im Refrain aber erneut Hymnenqualität, inklusive einprägsamer Wendungen in puncto Melodie und Rhythmik. Am Ende wird’s mit „Dying Planet“ nochmal finster. Der Text rückt die Zerstörung der Umwelt in den Fokus, während sich die Musik in sinistrem Midtempo übereinander schichtet und „Hate Über Alles“ zu einem gewaltig-kämpferischen Abschluss führt! Kreator zeigen auch mit ihrem fünfzehnten Studiodreher wie Thrash Metal zu klingen hat. Das Album klingt wütend aber nicht stumpf, mit sehr viel Hass aber nie hetzerisch oder plakativ und ist musikalisch (erneut) über jeden Zweifel erhaben!
Dominik Maier