Desaster – Churches Without Saints

Ob „Churches Without Saints“ das vielseitigste Desaster-Album seit langem ist lässt sich gar nicht so einfach beantworten, denn im Kern fabrizieren die Höllenhunde immer noch ihr ureigenes Gebräu aus schwarzem Stahl mit reichlich Thrash-Power und einer (zugegeben, meist sehr verhalten aus dem Hintergrund durchschimmernden) Offenheit für andere metallische Genres. Im Vergleich zum Vorgänger fällt diesmal die Produktion deutlich differenzierter aus. Was dem Material merklich zu gute kommt, denn so klingen die en masse vorhandenen Riff-Hochkaräter viel schärfer und treffsicherer. Beispiel gefällig? „Exile Is Imminent“ kündigt im Intro zunächst klassischen Edelstahl an, geht dann in ein erhabenes Black Metal Riff über das im ersten Moment ein bisschen nach Primordial klingt, und entwickelt sich schließlich zu einem totalen Nackenbrecher. Dabei präsentieren Desaster eine stilistische und kompositorische Bandbreite die ihnen hervorragend zu Gesicht steht. Das stellen sie auch mit dem fast opulenten Titelsong nochmal unter Beweis. Mit über sechs Minuten Spielzeit ist die Nummer nicht nur recht lang (für Bandverhältnisse), sondern walzt sich auch als ursprünglich-schwarze Hymne bedrohlich voran. In gewisser Weise greift der Song die vorherige Stimmung auf und transformiert sie zu einem noch bedrückenderen Stück, das ziemlich heroisch aber eben auch finster klingt. „Hellputa“ macht damit aber erstmal Schluss und ballert ohne Vorwarnung auf die Zwölf. Punkig, derbe und schnell, das macht Spaß! Gleiches gilt für das wütende „Sadistic Salvation“, das aber deutlicher nach klassischem Black Metal klingt und noch zerstörerischer wütet als sein Vorgänger. Die beiden Schlussnummern „Primordial Obscurity“ und „Endless Awakening“ ergänzen sich in ihrer mittelalterlichen Epik perfekt und bringen das Album als pechschwarze Stahlgranaten zu einem nachhaltigen Abschluss. Nachdem das Outro „Aus Asche“ verklungen ist bleibt ein Gefühl von Beklemmung und die Erkenntnis, dass Desaster erstens, wieder ein hammerstarkes Werk auf die Menschheit losgelassen haben und ihnen zweitens, das vielleicht packendste Album der jüngeren Bandgeschichte gelungen ist.
Dominik Maier