Soilwork – Verkligheten

Verkligheten…Wirklichkeit. So der schwedische Titel des neuen Soilwork Albums. Der Name ist Programm, alle Songs befassen sich auf die eine oder andere Art mit dem Thema Realität. Mit der individuell erlebbaren sowie der ganzheitlichen. Dementsprechend vielseitig klingt die Musik. Der titelgebende Opener startet zunächst ruhig. Pianoklänge und warme Gitarren wabern über einen meditativen Rhythmus und dann brettert „Arrival“ los. Blastbeats schieben die Gitarren energisch an. Die Melodien glänzen eher im Hintergund, machen den Refrain aber zu einem kleinen Meisterwerk. „Bleeder Despoiler“ startet mit drückenden Gitarren, groovt aber angenehm leichtfüßig. Gesanglich begeistert besonders der melodische Refrain. „Full Moon Shoals“ bietet melodischen Death Metal mit tanzbaren Beats. Die Musik bleibt sofort im Ohr und Speed zeigt sich als stimmliches Chamäleon. Von der melodischen Hook wechselt er spielerisch zu heftigen Growls die besonders im Aggressionsausbruch am Ende zum Einsatz kommen. Der leichtfüssige Groove von „The Nurturing Glance“ erinnert beinahe an The Night Flight Orchestra (bekanntlich das andere Standbein des Frontmanns). Am Ende ballert der Song aber doch hart und auch die Growls werden heftiger. „When the Universe spoke“ kombiniert die weite Atmosphäre des Vorgängersongs mit brutalem Death Metal. Dabei fällt der Gesang sehr vielseitig aus. Neben den bekannten Screams gibt’s in der Bridge tiefes Gebrüll und einen sehr melodischen Refrain der mit viel Doublebass unterfüttert wird. Die verspielte Melodik am Ende sorgt für einen melancholischen Touch der sich super in die Brutalität des Songs einfügt. „Stålfågel“ kommt mit drückendem Rhythmus und fast tanzbaren Beats daher. Dazu gibt’s zweistimmigen Gesang von Speed und Alissa White-Gluz. Das Konstrukt wirkt dabei komplett natürlich und zündet dank der famosen Melodien und dem Ohrwurmrefrain sofort. Stark! „The Wolves are back in Town“ startet mit zackigem Groove und bietet im Refrain die volle Melodik-Power. Gesang und Gitarrenarbeit bleiben sofort im Ohr. Dafür krachen die Strophen mit heftigen Riffs und Growls ohne die Melodien zu plätten. Auch „Witan“ gefällt mit dezenter Melancholie. Ziehen die Strophen straight nach vorne gibt’s im Refrain eine Gesangsleistung zum niederknien (was aber auch an den sehr starken Gitarrenmelodien liegen könnte…). Der Groove ist stampfend, aber nicht zu brutal wodurch die Melodien noch besser zur Geltung kommen. Die Stimmung von „The Ageless Whisper“ erinnert streckenweise wieder an eine harte Version des Night Flight Orchestra. Der vielseitige Gesang klingt besonders in den zweistimmigen Passagen stark. Melancholische Gitarren und Streicher eröffnen „Needles and Kin“. Doch die Ruhe täuscht. Der Song brettert als vertracktes Blastbeat-Gewitter los. Gesanglich wird Speed von Amorphis Frontmann Tomi Joutsen unterstützt, dessen tiefe Growls dem Stück eine coole, etwas morbide Note verleihen. Die kontrastreichen Melodien lockern die Stakkato-Riffs immer wieder auf und sorgen trotz Geschwindigkeit und Härte für eine gewisse Leichtigkeit. Sehr geil! Das finale „You Aquiver“ klingt sogar noch leichtfüßiger. Wieder werden Erinnerungen an The Night Flight Orchestra wach, da kracht die Bridge als heftiger Death Metal los. Der Song lebt von dieser Kombination aus Leichtigkeit und Härte, was besonders im starken Gesang deutlich wird. Starker Abschluss!
Fazit:
„Verkligheten“ klingt härter als seine Vorgänger ohne die Melodien und großen Refrains vermissen zu lassen. Auch nach mehrmaligem Hören offenbaren sich immer neue, interessante Details in den Songs. Diese Vielfalt hält das Album spannend und macht es zu einem starken Gesamtpaket.
Dominik Maier