Only Death is real, um es mit den Worten Tom Warriors zu beschreiben. Hier gibt’s den todesmetallischsten Teil dieser Liste.
1. Sulphur Aeon – Gateway to the Antisphere (2015)

“Gateway to the Antisphere” ist ein finsterer Malstrom der den Hörer in die Geschichten von unsagbaren Schrecken des H.P. Lovecraft hinabzieht und ganz nebenbei eines der Death Metal Highlights der letzten Jahre. Im Vergleich zum ebenfalls superben Debut von 2013 ist die Atmosphäre noch dichter, bedrückender und fesselt nicht zuletzt dank brillantem Songwriting in dem auch immer mal Platz für einen schwarzen Anstrich ist. Dem kommt auch zu Gute, dass der Sound besser ausdifferenziert ist, sprich: Der bedrückende Sumpf in dem das Debut noch steckte wurde zu Gunsten einer etwas klareren Produktion über Bord geworfen. Das hat zur Folge, dass insbesondere die Gitarrenmelodien besser zur Geltung kommen. So offenbart jeder Durchlauf neue Details, u.a. auch in der Variation des Schlagzeugs. Soll heißen: Sulphur Aeon haben ihren Stil verfeinert mit der Folge, dass die Musik noch mächtiger klingt und den Hörer wie ein Schwarzes Loch verschlingt. Dabei schaffen es die Musiker jedem Song eine eigene Stimmung zu verpassen, die jedoch immer das große Ganze im Blick behält. Manche Songs sind rasante Geschosse („He is the Gate“), andere walzen sich tonnenschwer und pechschwarz voran („Calls from Below“). Allen ist jedoch die Intensität gemein, die in dieser Form schlichtweg bestechend ist. „To Drown this World“ und „Conclusion…“ bilden als Intro bzw. Outro eine passende Klammer welche das Album umspannt ohne aus dem Rahmen zu fallen (alleine was in puncto Gitarrenmelodien in „Conclusion…“ passiert ist ganz groß). Insofern kann man hier nur von einem Meisterwerk sprechen. All hail The Great Old Ones!
2. Mantar – Ode to the Flame (2016)

Den Zweitling des Krach-Duos auf ihren Hit “Era Borealis” zu reduzieren täte der Scheibe und auch der Band unrecht, denn „Ode To The Flame“ hat die nach dem Debut von 2014 immensen Erwartungen locker erfüllt. „Carnal Rising“ ist ein kurzer, kaputter Brecher mit schwarzem Anstrich, der irgendwo zwischen Intro und vollwertigem Song pendelt, ehe „Praise the Plague“ ähnlich grob auf die Kacke haut. Der treibende Aufbau verleiht dem Song eine bedrohliche Stimmung die in „Era Borealis“ förmlich explodiert. Hier vereinen sich Dreck, Aggression, Hass und blinde Zerstörungswut in einem hitverdächtigen Monster. Dass der Refrain einer der besten der Bandgeschichte ist versteht sich bei Zeilen wie „This is Era Borealis, this is Death über alles…“ von selbst. Danach kriecht „The Hint“ bedrohlich zäh voran und gefällt mit verhältnismäßig ausgefeilter Gitarrenarbeit. Ähnliches lässt sich auch über „Oz“ sagen, allerdings sorgen die leisen Orgel-Elemente für einen noch stärkeren Kontrast innerhalb der heftigen Eruption. Davor donnert „Born Reversed“ mit Stoner-Anleihen aus den Boxen, klingt aber keineswegs weniger derbe. In „I, The Omen“ ist die Orgel im Intro noch präsenter, ehe Mantar einen pechschwarzen Abgrund aufreißen und alles und jeden unbarmherzig mit hinabziehen. Besonders die ruhigen Breaks klingen in Kombination mit dem krassen Geschrei und den folgenden Wutausbrüchen fatalistisch, ja beinahe verstörend. „Cross the Cross“ startet dreckig und schnell ohne den Groove zu verlieren, ehe die zweite Hälfte richtig finster wird und mit die eindeutigsten Black Metal Anleihen des Albums aufweist. „Schwanenstein“ könnte man durchaus als „episch“ bezeichnen, wobei die Zerstörungswut des Duos auch in diesem Bulldozer überpräsent ist und die Epik vor allem auf die Spielzeit zu beziehen ist. Doch in der Tat lässt auch das zähe Riffing eine gewisse Weite entstehen, die sich aber immer im fest gesteckten Soundbild der Band befindet und dem Song lediglich eine zusätzliche, interessante Note hinzufügt. Die finale Katharsis nennt sich „Sundowning“, walzt ähnlich zäh wie der Vorgänger und bekommt durch vereinzelte Sprachsamples eine kalte, bedrohliche Atmosphäre verpasst. Stellenweise rutscht der Song gar in Drone-artige Gefilde, was das Album zu einem passenden Abschluss bringt. Geile Band, geile Scheibe!
3. Tribulation – The Children of the Night (2015)

Tribulation klingen auf “The Children of the Night” mehr denn je nach vertontem Horrorklassiker, also Werken wie “Bram Stokers Dracula” oder auch eine weniger eingestaubte Version von “Frankenstein”. Die Grundatmosphäre der Musik ist stets morbide, wird aber um einige progressive Schlenker erweitert, welche die Band weiter vom puren Death Metal entfernt und stattdessen Platz für Melodien und Harmonien macht. Vom ersten Ton des Openers “Strange Gateways Beckon” versprüht die Musik ein düsteres Feeling das nicht wirklich greifbar ist und trotz aller Melodien und leichtfüßigen Grooves wie ein wabernder Nebel wirkt. Ein Song wie “The Motherhood of God” lebt gar von relativ offensichtlichen Gothic Referenzen, klingt dadurch aber umso eingängiger und ist das Paradebeispiel für die Wandlung die Tribulation auf diesem Album vollzogen haben. “Strains of Horror” sticht ein wenig aus der Atmosphäre heraus ohne von der Rezeptur abzuweichen, aber die langsam ansteigenden Strophen, die düstere Orgel in Verbindung mit den grandiosen Melodien machen die Nummer zu einem Kleinod dunkler Kunst. Dagegen reißt “Melancholia” jeden Düsterheimer von den Socken. Eine tolle, dunkle Tanznummer die trotzdem niemals zu weich klingt und nebenbei mit einigen der besten Gitarrenharmonien des Albums überzeugt. Man könnte über jeden einzelnen Song ein eigenes Review schreiben, doch am besten funktioniert das Album am Stück. Musik an… und der Geist spielt von ganz allein einen klassischen Düsterfilm vor dem inneren Auge ab. Ohne Frage eines der besten Alben der letzten Jahre von einer der interessantesten Bands der letzten Zeit!
4. Bölzer – Hero (2016)

Bölzer haben mit diversen starken EPs im Vorfeld die Erwartungen an ihr Full Length Debut immens hoch werden lassen. Auf „Hero“ treten die beiden Musiker den Beweis an, dass sie in der Lage sind die Intensität ihrer Musik auch auf Albumlänge aufrecht zu halten. Dabei hat das Duo seinen Sound deutlich weiter geöffnet, weg vom reinen Black-Death, hin zu mehr Melodie, vor allem was die Vocals betrifft. So überrascht bereits das Intro „Urdr“ mit rituellem Pfeifen bevor „The Archer“ einen großflächigen Gitarrenwall aufschüttet. Dabei gibt’s immer wieder coole Melodieabfahrten die vom donnernden Groove angeschoben werden. Der Gesang pendelt zwischen klagendem Jaulen und rauen Schreien und beweist dass Bölzer auf jeglichen Purismus pfeifen. Der Titeltrack ergießt sich wie schwarze Lava über den Hörer. Wird in den Strophen heftig geknüppelt, donnert der Refrain wie ein Bulldozer mit angezogener Handbremse voran. Zäh, bedrohlich und unaufhaltsam trieft eine finstere Melange aus Black Metal, Doom und rituell anmutenden Soundeskapaden aus den Boxen bevor „Phosphor“ mit wahnsinnigen Gitarrenläufen begeistert. Bis auf wenige, psychotische Schreie bleibt der Song instrumental und rückt das handwerkliche Können des Duos noch deutlicher in den Vordergrund. „Decima“ beschränkt sich vor allem auf beschwörenden Klargesang und fungiert eher als Intro zu „I Am III“. Das ist aber ein wahrer Soundmonolith. Langsam entfaltet die Musik ihre bestechende Intensität. Zwischendurch gibt’s diverse hektische Ausbrüche, vor allem an den Drums. Sind die Melodien mal weit und offen, gibt’s im nächsten Moment eindringliches, repetitives Riffing. KzRs Gesang beschwört diverse Stimmungen herauf und klingt mal unangenehm drängend, mal beschwörend intensiv, lässt aber sicher niemanden kalt. „Spiritual Athleticism“ ist bei allem Chaos, aller Finsternis derart eingängig, dass vor allem das Hauptriff und der Refrain sofort ins Ohr gehen. Nachdem „Chlorophyllia“ mit diversen Schlenkern im durchweg finsteren Sound ein Stück weit den Bogen zum Anfang des Albums spannt beendet „Atropos“ das Album ähnlich rituell wie es begonnen hat.
Fazit:
Bölzer haben mit „Hero“ ein beeindruckendes Werk abgeliefert, das den ohnehin charakteristischen Sound des Duos noch weiter verfeinert. Interessant, stark und im positiven Sinn unangepasst.
5. Hail of Bullets – On Divine Winds (2010)

Keine Frage, jedes der drei Hail of Bullets Alben bietet superbes Todesblei. Abstriche sind bei keiner Scheibe auszumachen. Der Gewinner des Knobelverfahrens ist der Zweitling „On Divine Winds“ der mit „The Eve of Battle“ ähnlich episch eröffnet wird wie das Debut, bevor „Operation Z“ die Offensive startet. Thematisch beschäftigt sich der Song mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour im zweiten Weltkrieg und gibt mit seinem treibenden Groove die Marschrichtung des Albums vor. Martin van Drunen ist und bleibt ein stimmliches Monster! Sein rauer, brutaler Gesang bildet immer einen kräftigen Kontrast zu den Melodien der Gitarren und schafft es die Schrecken die er besingt (zentrales Thema dieser Scheibe ist der Pazifikkrieg) glaubhaft und ohne jede Glorifikation oder Überzeichnung nachzuerzählen. Musikalisch geht’s mit „The Mukden Incident“ etwas vertrackter weiter. Die Melodien werden noch ein Stück weiter in den Vordergrund gerückt ohne den donnernden Groove zu verweichlichen. Im Grunde ist das das Rezept der Scheibe, die einen Death Metal-Kracher nach dem anderen auffährt und so gut wie keine Schwachstellen aufweist. Während ein Song wie „Strategy of Attrition“ das Tempo anzieht und vornehmlich auf (etwas) schnelleren Groove setzt drückt „Full Scale War“ beispielsweise deutlich auf die Bremse und klingt wie ein tonnenschwerer Panzer der alles überrollt (Bolt Thrower lassen grüßen). Ein cooles Element ist auch die Eröffnung von „On Coral Shores“ die im Grunde eine Hommage an die Doom Götter Candlemass ist, ehe der Song ein massiver Stampfer wird der mit heftigen Eruptionen punkten kann. Ähnlich heftig klingt „Kamikaze“, das der Thematik entsprechend aggressiv losprescht und sich mit Flugzeuggeräuschen und donnernder Doublebass zu einem bedrückenden Finale steigert. Dieses nennt sich „To Bear the Unbearable“ und fasst die Tristesse und das Elend des Krieges beeindruckend intensiv zusammen. Der doomige Groove, das melancholische Riffing und der brutale Gesang…alles läuft auf ein beklemmendes Finale hinaus, das sich im Voice-Sample eines japanischen Soldaten manifestiert. Um bei dem Vokabular der Thematik der Scheibe zu bleiben: „On Divine Winds“ ist ein zermürbender Angriff und hinterlässt musikalisch wie thematisch verbrannte Erde.
6. Vitriol – To Bathe from the Throat of Cowardice (2019)

Musikalische Urgewalt, eine ungestüme Barbarenhorde mit modernsten Waffen aller Art bestückt, Musik wie ein Atomangriff! All diese Phrasen könnten auf Vitriols Debut zutreffen, könnten aber auch beschönigen was das Trio fabriziert. „To Bathe from the Throat of Cowardice“ bietet brutalsten Death Metal auf technisch höchstem Niveau und doch ist das Intensitätslevel der Musik schwindelerregend hoch. Das Album ist keine leichte Kost und strapaziert die Nerven beim Erstkontakt doch gehörig. Je mehr Chancen man dem Material aber gibt, desto mehr Reize bieten sich. Eingängigkeit geht ganz sicher anders, doch die Kompromisslosigkeit der Scheibe wird von mal zu mal interessanter. Musik an der Grenze zum Wahnsinn. Der vertonte Exzess in einem Gebräu aus Hass, Aggression und Brutalität das mit beeindruckender Präzision dargeboten wird. Verschnaufpausen gibt es so gut wie keine und mit jedem Durchlauf wird die Musik erdrückender. Bei aller Aggression wirkt das Album wie ein Einschüchterungsversuch, dem man sich aber nur allzu gerne aussetzt und sei es nur um der Faszination ob des instrumentalen Könnens der Musiker zu erliegen. Nach den letzten Tönen braucht man erstmal Zeit zum durchatmen, doch je länger man wartet desto größer wird das Suchtpotenzial der Musik, das den nächsten Durchlauf garantiert. Die Faszination liegt in der Naturgewalt die Vitriol zweifellos sind.
7. Necros Christos – Domedon Doxomedon (2018)

Necros Christos haben sich ein monumentales Denkmal gesetzt. Dabei gräbt die Band tief im religiösen Mystizismus und das lyrische Konzept, dem unter anderem die Dreiteilung des Albums Rechnung trägt, beleuchtet diese Thematik aus diversen Blickwinkeln. Doch hier soll es um die Musik gehen, denn die hat es in sich! Sieht man von den diversen “Temples” und “Gates” also den Intros bzw. Outros (die für sich genommen ein stimmiges und durchdachtes Ambient Album ergeben würden) zu den eigentlichen Songs ab, besteht das Album aus drei Teilen mit jeweils drei Songs. Was auch eine tiefere, zahlenmagische Bedeutung hat, deren Analyse aber dieses Review sprengen würde. Die Spielzeit von über zwei Stunden verlangt indes nach einer bewussten Auseinandersetzung mit der Musik, denn nur dann kann sie ihre Wirkung voll entfalten. Musikalisch reichen die Elemente der “richtigen” Songs von aggressivem Death Metal über hochmelodische Gitarrenausflüge bis hin zu zähem Doom. Dabei umweht das Album eine finstere, morbide Atmosphäre, die in den Songs mal in Aggression, mal in fast proklamatorisches Beschwören übergeht. Diese Wirkung entfaltet sich allerdings erst in besagter Kombination aus “Gate”, “Song” und “Temple”, alle drei Elemente der Musik sind aufgrund des Konzepts notwendigerweise fest miteinander verbunden. Würden die eigentlichen Songs für sich alleine stehen, könnten sie wohl nicht diese monolithische Schwere erzeugen, das zwingende Element würde ein Stück weit fehlen. Das macht den Genuss der Musik natürlich keinesfalls einfacher, schafft aber die Möglichkeit das Album aus vielen verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. “Domedon Doxomedon” einfach nebenbei laufen zu lassen ist schier unmöglich. Die Musik bedarf einer bewussten Auseinandersetzung. Im Zuge dessen empfiehlt sich aber auch ein tieferes Studium der Texte, denn so bekommt das Album nochmal eine andere Qualität, die dem bewussten Hörer auch hinsichtlich der Konzeption so manche Erklärung oder zumindest Verständnisansätze bieten kann. So oder so, Necros Christos verabschieden sich mit einem Paukenschlag und hinterlassen der Welt ein nachhaltiges Meisterwerk.
8. Arch Enemy – War Eternal (2014)

Rückblickend ist das größte Meisterstück dieses Albums, dass es Alissa White-Gluz geschafft hat mit ihrem Einstand als Frontfrau von Arch Enemy ihre Vorgängerin von jetzt auf gleich beinahe vergessen zu machen. Und das trotz aller Erwartungshaltungen und im Vorfeld angeführter Skepsis. Auffallend ist, dass die Band hier noch mehr Wert auf eingängige Songs legt. Waren in der Vergangenheit manche Stücke noch relativ schwer zugänglich zündet “War Eternal” von vorne bis hinten sofort. Jeder Refrain eignet sich perfekt zum mit grölen und man kann sich die Live-Energie der Stücke förmlich vorstellen. Aber die Band setzt keineswegs auf plumpe Massentauglichkeit. Die Härte ist nach wie vor vorhanden und Alissa macht einen super Job. Jeder der sich im Vorfeld ein wenig über die Ex-The Agonist Frontdame informiert hat weiß, dass sie einiges auf dem Kasten hat. Das stellt sie im technischen Mördersong “Never Forgive, Never Forget” genauso unter Beweis wie im ohrwurmmäßigen Titeltrack. Aber auch die übrigen Musiker leisten sich keinerlei Abstriche. Die Gitarren klingen messerscharf, dürfen aber auch heftig grooven. Das beweist unter anderem “On and On”, das sogar fast breakdown-artige Parts enthält. Ein Song wie “Time is Black” dagegen fällt beinahe opulent aus. Streicher, die super in den ballernden Groove integriert werden und in einem mörderischen Refrain ihren Höhepunkt finden, werden mit rasanten Riffs kombiniert denen Alissas Gebrüll etwas Infernalisches verleiht, das sich auch im zackigen “Avalanche” wiederfindet. Die Nummer ist ähnlich opulent aufgebaut und vereint von Headbang-Strophen über packenden Groove bis hin zu einem Knaller-Refrain alle Elemente die das Album ausmachen. Nachdem “War Eternal” mit dem Outro “Not long for this World” fast theatralisch ausklingt bleibt festzuhalten, dass Arch Enemy mit ihrer neuen Frontfrau einen Glücksgriff gemacht haben und Alissa mit diesem Mörderalbum einen starken Einstand feiern durfte.
9. Dawn of Disease – Procession of Ghosts (2019)

Epik, Melancholie, Death Metal. Diese drei Grundpfeiler zeichnen “Procession of Ghosts” so deutlich aus wie nie zuvor in der Karriere von Dawn of Disease. Das fängt beim eröffnenden “Lapsarian” an, dem mit dem Titeltrack ein echter Orkan folgt. Heftigen Blasts wird ein Orchester gleichberechtigt zur Seite gestellt. Obwohl das Tempo durchweg hoch ist erzeugt der Song eine dichte Atmosphäre, die einen Ausblick auf das weitere Album bietet. “May the Waves take me” knüppelt heftiger. Bietet aber eine Wand aus tollen Melodien, die den dunklen Growls eine zusätzliche, melancholische Note verleihen. “Shrine” wirkt fast noch mächtiger. Die Atmosphäre ist unglaublich dicht und doch ballert der Song gnadenlos. Ein richtiges Highlight ist dann “Where the Clouds reach the Ground”, das erstmals das Tempo rausnimmt. Stattdessen gibts einen epischen Stampfer, der in manchen Momenten fast einen Gothic Touch bekommt. Der Höhepunkt ist der fantastische Refrain auf den jeder direkte Vorgängerpart zuläuft. Die Melodien sind fantastisch und trotz des derben Gesangs ist die Nummer ein echter Ohrwurm. Mit rasanten Strophen schlägt “As Heaven Shatters” wieder aggressiver zu. Aber im Refrain glänzen erneut famose Gitarren, die den dunklen Growls etwas Erhabenes zur Seite stellen. “Autumn Days” ist dann die vollendete Death Metal Vertonung von Sehnsucht und Melancholie. Sind die Strophen bereits latent vertäumt, ist der Refrain der perfekte Symbiont von Melodie und Pathos. Diese Stimmung wird auch vom geflüsterten Ende verstärkt und ganz nebenbei bleibt auch dieser Song sofort und fortwährend im Ohr hängen. Ganz stark! Nach einem verhaltenen Intro kracht “Apotropaic” vor allem im Refrain ordentlich und entwickelt sich zu einem astreinen Headbanger. Dazu passen auch die rasanten Strophen, die aber dank der Gitarrenmelodien zu keiner Zeit die nötige Portion Melancholie vermissen lassen. Eine echte Granate folgt mit “In Death We Blast”. Hier ist Andreas Björnson von Cut Up mit von der Partie. Allein das verspricht einen Knallersong. Zu brutalen Grooves klingt die Kombination der beiden Stimmen und dem epischen Riffing sehr geil. Zur zweiten Hälfe gibts einen Break, der den Refrain eindringlich in die Köpfe der Hörer hämmert. Die Schlussnummer “Hypnosis” vereint nochmal alles was man bisher liebgewonnen hat: Epische Melodien, donnernden Groove und Growls die sich an den Gitarren orientieren.
Fazit:
“Procession of Ghosts” ist ein Album mit Langzeitwirkung. Die Musik bleibt im Kopf hängen und erzeugt stimmige Bilder, die diesen Soundtrack zur düsteren Jahreszeit colorieren.
10. Thy Art Is Murder – Holy War (2015)

Manch einer mag dem dritten Album der australischen Extrem Metaller ein Stück weit fehlende Entwicklung vorwerfen, andere sehen in ihm die vorläufige Bestleistung der Band. So oder so, “Holy War” ist ein beeindruckender Hassbatzen. Ein gewaltiges Sperrfeuer aus Aggression, Wut und technischer Präzision. Kalte Berechnung trifft auf rohe Brutalität. Nach und nach entwickelt die Musik dank detailreicher Gitarrenarbeit sogar einen regelrecht dystopischen Charakter. Im krassen Kontrast dazu stehen die ultrabrutalen Breakdowns, was einem Song wie “Naked and Cold” eine finstere Bösartigkeit verleiht, die kaum intensiver sein könnte. Soll heißen: Thy Art Is Murder haben ihren Stil verfeinert und an den richtigen Stellschrauben gedreht um ihrer Musik mehr Atmosphäre zu verleihen. Davon zeugt u.a. auch das fantastische “Coffin Dragger”, bei dem Winston McCall von Parkway Drive für ein paar geile Gastgesänge mit von der Partie ist. Thematisch bewegt sich die Truppe am damals wie heute aktuellen Zeitgeschehen und prangert u.a. religiösen Fanatismus an. Der Titeltrack spricht diesbezüglich eine deutliche Sprache und wirkt in Kombination mit dem Artwork beinahe pessimistisch. “Fur and Claw” ist eine weitere Nummer die heraussticht. Einerseits wegen der ungewohnt melodischen Gitarrenarbeit, andererseits wegen der gerade deshalb finsteren Stimmung die fast in einer Liga mit Bands wie Behemoth spielen kann. Nach dem knappen Klopper “Violent Reckoning” folgt mit “Child of Sorrow” noch ein echtes Highlight. Neben der bekannten Brutalität integrieren Thy Art Is Murder u.a. düstere Streicher in ihren Sound. Das sorgt für eine tiefergehende Spannung und lässt die Breakdowns noch massiver klingen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass “Holy War” neben dem bekannten Brutalo-Sound auch Platz für einige neue Elemente lässt und stellenweise sehr melodisch ausgefallen ist. Diese Erweiterungen sorgen dafür, dass sich das Album weniger schnell abnutzt, das hohe technische Niveau ist aber nach wie vor zu erkennen. Heftig!
Dominik Maier