Blues Pills – Holy Moly!

Mit ihrem ersten Album wurden sie zum Hoffnungsträger einer ganzen Szene. Der Zweitling konnte den Erwartungen die aus dem Erfolg resultierten locker standhalten. „Holy Moly!“ muss jetzt den Beweis antreten, dass die Blues Pills ihren Vorschusslorbeeren mit langlebiger Klasse gerecht werden. Dabei war es im Vorfeld alles andere als ruhig im Bandgefüge. Für Außenstehende war der Ausstieg von Gitarrist Dorian Sorriaux sicherlich DER Supergau, hat sein brillantes Spiel der Musik doch einen gewissen Stempel aufgedrückt. Doch schon „Proud Woman“ ist ein Statement. Die Blues Pills stehen 2020 für erdigen Blues Rock der immer wieder im Hard Rock wildert. Dass Elin Larsson immer noch der Dreh- und Angelpunkt der Band ist, ist einerseits klar, hat ihr Gesang den Sound doch von Anfang an geprägt, andererseits beeindruckt ihre Stimme gerade in Nummern wie dem erdigen „Dreaming my Life away“ oder dem Kracher „Low Road“ umso mehr. Die Lady hat verdammt viel Power und verkörpert die erwähnte „Proud Woman“ mit spritzigem Charme aber auch dem nötigen Ernst. „California“ ist nicht nur ein Lobgesang, vielmehr eine sehnsüchtige Hymne an einen Staat der seinen Glanz vielleicht schon verloren hat und jetzt durch seine Aura lebt. In diesem Gefühl von Wehmut brilliert besonders Larsson mit perfekter Ballance aus zarten Momenten und energischen Schreien. Eine Nummer wie „Rhythm in the Blood“ hat zwar viel Energie, zeigt aber auch dass die wirklich großen Momente des Albums in der Emotionalität liegen. Davon hat „Dust“ mehr als genug und rückt den rauchigen Blues-Charakter der Band in den Vordergrund. Bevor „Wish I’d Known“ diesen Blues in einer tollen Ballade perfektioniert, klingt „Kiss my Past Goodbye“ zwar sehr cool und würde live wohl auch ziemlich abgehen, bietet aber wenig Neues (das dürfte aber kaum jemanden interessieren…). „Bye Bye Birdy“ ist nochmal ein Highlight. Hard- und Bluesrock werden perfekt miteinander verbunden. Das Ergebnis klingt draufgängerisch, angriffslustig und wunderbar lebensfroh. Auch „Song from a Mourning Dove“ spielt in der Genre-Champions-League. Keine andere Band bietet diese Balladen so sehnsüchtig und packend! Tolle Melodien, ergreifenden Gesang und ganz viel Gefühl gibt’s auch im Rausschmeißer „Longest lasting Friend“. Klar, das Thema ist ernsthafter, starker Tobak (es geht um Depressionen) Elin haucht der Nummer aber dermaßen viel Gefühl ein, dass Gänsehaut vorprogrammiert ist. Den eingangs erwähnten Beweis der Langlebigkeit hat „Holy Moly!“ zweifellos erfüllt, denn in der Schnittmenge zwischen Blues und Hard Rock gibt’s momentan nix besseres!
Dominik Maier