Spectral Wound – A Diabolic Thirst

Vielleicht ist es dem derzeitigen katastrophal desolaten Zustand unserer Gesellschaft geschuldet dass Spectral Wound bei mir eingeschlagen sind wie eine Bombe. Dabei bietet „A Diabolic Thirst“ nun wirklich nichts Neues. Klirrender Black Metal mit Kreissägengesang steht auf dem Programm. Dass dabei auf jegliche Innovation gepfiffen wird macht die Band irgendwie sympatisch und nimmt der Musik nichts von ihrer Durchschlagskraft. Nein, neu ist das nicht, aber es klingt einfach verdammt gut. Irgendwie hat es auch etwas Erfrischendes mal wieder eine Black Metal Band zu hören, die auf jegliche Ritualisierung ihrer Musik pfeift (nicht falsch verstehen: Ich kann rituellem Black Metal durchaus eine Menge abgewinnen) und stattdessen einfach ein infernalisches Riffgewitter zusammenbraut. Hier ist nicht nur der Spaß an der Musik spürbar sondern auch der Spaß daran den Dreck, das Anarchistisch-Punkige das Black Metal in seinen Ursprüngen immer ausgezeichnet hat wieder hervorzuholen. Da passt auch das coole Suff-Cover zur Musik wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Bei all diesen Oberflächlichkeiten ist aber immer eine nicht zu verachtende musikalische Klasse erkennbar. Solch durchdringende Melodien so geschickt mit hasserfüllter Raserei zu verknüpfen, ohne dabei offensichtlich ewiggestrig (im Bezug auf Black Metal) zu wirken muss man auch erstmal glaubhaft hinbekommen. Dabei blitzt in jedem Song die ungestüme Spielfreude, die große Freude an anarchistischem Chaos auf und gerade das spiegelt ein Stück weit die Ursprünge dieser einstigen Antikultur wider. Und am Ende lässt sich doch jeder Durst, und sei er noch so teuflisch mit einem kühlen Bier bekämpfen (im Falle von Spectral Wound tut’s aber auch ein Becher abgestandene Pissplörre). In diesem Sinne, Prost!
Dominik Maier