Auch wenn bei den meisten Musikern das Hauptaugenmerk auf eigenen Liedern liegt, werden doch immer mal wieder Songs von anderen Künstlern durch den „Metal-Fleischwolf“ gedreht. Die hier aufgelisteten Tracks sind zehn Songs von denen ich denke, dass diese Adaption sehr gut gelungen ist.
- Disturbed – The Sound of Silence (Simon & Garfunkel Cover)
Die Modern-Metal Combo Disturbed zeigt sich von ihrer filigransten Seite und beweist mit diesem Cover dass ihnen die ruhigen und grazilen Klänge gut zu Gesicht stehen. David Draimans Gesang zeigt, dass der Sänger eine fantastische Stimme hat, die von tiefen Klängen über rauen, fast bluesigen Gesang bis hin zu klaren Höhen alles abdeckt. Ein fantastisches Cover.
- KoRn – Another Brick in the Wall (Pink Floyd Cover)
Die Nu-Metal Schwergewichte von KoRn präsentieren ihr Faible für sphärische Sounds. Ihr Cover des Pink Floyd Klassikers „Another Brick in the Wall“ unterstreicht ihren Ruf als Nu-Metal Grenzgänger.
- Guns ‘n’ Roses – Knocking on Heavens Door (Bob Dylan Cover)
Die Hard Rock Urgesteine von Guns ’n’ Roses haben es mit diesem Cover von Bob Dylans „Knocking on Heavens Door“ geschafft aus einem bereits bestehenden Klassiker eine unsterbliche Hymne zu formen. So rabiat die Klänge der Gunners sonst sein mögen, so emotional und ergreifend schaffen sie es die Aussage des Textes zu transportieren. Hier unterstreicht jedes Instrument die Aussage des Textes und Axls unverwechselbarer Gesang klingt trotz seiner Eigenwilligkeit zerbrechlich und ehrlich emotional.
- In Flames – Everthing Counts (Depeche Mode Cover)
Eine Melodic Death Metal Band covert Synth-Pop. Ja, das funktioniert. Und wie. In Flames lassen den Sound von Depeche Mode völlig vergessen und drücken dem Song einen ordentlichen Metal-Sound auf. Fette Gitarren, ein drückender Rhythmus und Anders Fridens unverwechselbare Screams zeigen den Song in einem zeitgemäßen Metal-Gewand. Das Lied ist auf der Platte „Whoracle“ im positiven Sinn unauffällig und fügt sich passend in das Soundgewand des Albums ein. Ein grandioses Death-Metal Cover.
- System Of A Down – Shame (Wu-Tang-Clan Cover)
Die Weirdo-Metaler von System Of A Down wurden bei diesem Cover von den Originalmusikern des Wu-Tang-Clan gefeatured. Und trotzdem klingt der Song wie eine Eigenkomposition von SOAD. Der verrückte Gesang von Serj Tankian bildet einen krassen, aber passenden Kontrast zu den Raps des Wu-Tang-Clan. Die Instrumentalfraktion groovt im Refrain präzise und druckvoll drauflos bevor die Strophen fast wie Ausreißer wirken. Kurze Bassläufe steigern sich zusammen mit einer vertrackten Gitarrenmelodie bis zum Ende des Songs, der schließlich abrupt abbricht. Würde man nicht wissen, dass das Lied ein Coversong ist könnte es problemlos als S.O.A.D Eigenkomposition durchgehen.
- Marylin Manson – Sweet Dreams (The Eurythmics Cover)
Der Schock-Rocker Marylin Manson schafft es diesem Eurythmics Dance-Song eine völlig neue Identität zu verpassen. Durch Mansons sonoren, tiefen Gesang und die eher minimale aber düstere Instrumentalisierung bekommt der Track eine beklemmende und erdrückende Atmosphäre. Am stärksten wirkt diese apokalyptische Inszenierung in Kombination mit dem zugehörigen Musikvideo, in dem Manson den Song in einer skurrilen Szenerie irgendwo zwischen urbaner Endzeitstimmung in einer modernen Stadt und einer düsteren Horrorfantasie wie aus einem Albtraum kombiniert.
- Children of Bodom – Oops! I did it again (Britney Spears Cover)
Die Melodic-Deather von Children of Bodom haben bereits mehrere, für den Metal ungewöhnliche Lieder gecovert. Wobei ihr Britney Spears Cover das wohl skurrilste in ihrer bisherigen Karriere bleibt. Die Tatsache dass das (als Scherz gemeinte) Lied als quasi Duett des Sängers Alexi Laiho und Britney Spears inszeniert wurde macht dieses Lied doch sehr speziell. Spears‘ „poppiger“ Gesang mischt sich hier mit dem teilweise dunklen Raunen Alexis und seinem typischen Screaming. Das Ergebnis ist eine durchaus interessante Angelegenheit. Allerdings sicher nicht jedermanns Geschmack.
- Any Given Day – Diamonds (Rihanna Cover)
Anfangs mag auch dieses Cover eigenwillig und seltsam erscheinen, doch die Brachialtruppe Any Given Day zimmert dem Rihanna Hit „Diamonds“ ihr Soundgewand so passend und präzise auf den Leib, dass man denken könnte die vier Musiker würden nur solche Songs spielen. Eine fantastisch umgesetzte Metal Coverversion eines Pop-Songs.
- Five Finger Death Punch – Mama Said Knock You Out (LL Cool J Cover)
Metalcore goes Rap? Keineswegs! Die Bollocore Truppe von Five Finger Death Punch macht aus LL Cool J‘s Hip Hop Song einen astreinen Metal-Brecher. Mit reichlich Groove und krachenden Gitarrenriffs walzt der Track alles nieder. Der Gesang ist eine Mischung aus Ivan Moodys typischem Screaming und einem Rap-Part der von dem Rapper Tech N9ne vorgetragen wird. Dessen Stimme ist im Vergleich zu der von LL Cool J deutlich dunkler und da der Rap mehr geschrien als gerappt wird kommt auch dieses Element der Aggressivität des Songs zu gute. Würde man das Original nicht kennen könnte man meinen hier einen Originalsong von Five Finger Death Punch zu hören.
- Machine Head – Message in a Bottle (The Police Cover)
Ist das Original ein leicht funkiger Post-Punkrock Song mit minimalen Disco Einflüssen, haben die Neo-Thrasher von Machine Head dem Song ein deutlich härteres Soundgewand verpasst. Zugleich wirkt ihre Version in den ruhigen Momenten noch zerbrechlicher und emotionaler, was an Rob Flynns Gesang liegt. Denn dieser beginnt mit gefühlvollen ruhigen Parts bevor er in der Bridge zu einem aggressiven Schreien wird, nur um gleich darauf wieder in eine Art fragilen, flehenden Gesang zurück zu finden. Machine Head zeigen hier eindrucksvoll dass es möglich ist als Band einen Teil der eigenen musikalischen Identität in einen Coversong zu transportieren, wenn man es richtig umsetzt.
Dominik Maier