Machine Head – Catharsis
Mit diesem, durchaus streitbaren Album wagen sich Machine Head nach den thrashigen Vorgängern wieder in andere Gefilde vor. Zuerst fällt auf, das Album ist mit knapp eineinhalb Stunden Spielzeit deutlich länger als seine Vorgänger. Die Musik klingt nach wie vor nach Machine Head, allerdings reizt die Band ihre musikalischen Extreme so weit aus wie schon lange nicht mehr und bringt thrashige Sounds genauso unter einen Hut wie folkige Klänge. Und nun Musik ab. Mit „Volatile“ startet das Album schnell und metallisch. Der Song ist ein starker Headbanger mit fettem Groove und eingängigen Melodien. Der Titeltrack beginnt mit rauschendem Intro das in ruhige Orchestersounds übergeht die sich zusammen mit dem hallenden Gesang und Pianoklängen immer weiter intensivieren…und dann gibt’s die volle Breitseite: Groove ohne Ende, starke Riffs und einen angepisst shoutenden Rob Flynn. In den Strophen singt er auch gefühlvoll und deckt so gleich im zweiten Song seine gesamte stimmliche Bandbreite ab. Stark! „Beyond the Pale“ ist ein tonnenschwerer Midtempo-Stampfer. Der starke Groove regt unweigerlich zum Haare schütteln an und Rob singt wunderbar vielseitig. „California Bleeding“ zieht das Tempo an und entwickelt sich nach und nach zu einem echten Ohrwurm, fällt aber insgesamt auch nach mehreren Durchläufen etwas ab. „Triple Beam“ startet mit intensivem Groove ehe es in den düsteren und minimalistisch instrumentierten Strophen von geflüsterten Raps, harschem Gebrüll und einem melodischen Refrain phrasiert wird. Textlich berichtet Rob Flynn von seiner Zeit als Drogendealer was den Song nochmal intensiver macht. Stark! „Kaleidoscope“ gibt wieder Gas. Punkiger Heavy Metal mit großem Refrain ist angesagt. Hitpotential! Mit dem folkigen „Bastards“ folgt eine Ruhepause. Rob singt melodisch bevor der Song zu einem schnelleren Rocker mit Ohrwurmrefrain wird. Anders, aber gut! Die nächste Thrash-Hymne folgt mit „Hope Begets Hope“. Die Dynamik des Songs ist super: melodische Strophen mit ruhiger Instrumentierung und ein energischer Refrain der im Ohr bleibt und zum headbangen motiviert. (Die geilen Gitarrensoli am Ende sollen auch nicht unerwähnt bleiben.) „Screaming at the Sun“ stampft wieder im Midtempo daher und hat einige interessante Parts zu bieten. „Behind a Mask“ ist düster. Zu akustischen Gitarren sorgt Robs melodischer Gesang unweigerlich für Gänsehaut und das Gitarrensolo am Ende klingt ebenso super wie der finale zweistimmige Gesang. „Heavy Lies the Crown“ zeigt dann eine komplett neue Seite von Machine Head. Der Song hat fast Musical-Charakter. Das musikalische Hauptthema erinnert an einen Soundtrack, ehe nach knapp drei Minuten der Groove einsetzt. Shouts werden mit feinen Melodien verknüpft und im brachialen Finale zieht die Band das Tempo an. Der Song wird fast thrashig, ehe er mit mörderischem Groove und akustischem Outro endet (klares Highlight!). In „Psychotic“ wird dann wieder gerappt. Dank hartem Sound ist der Song aber ein kurzweiliges, fieses Groove-Monster. „Grind You Down“ pendelt zwischen Nu-Metal Groove und fetzigem Thrash. Der Gesang klingt heftig angepisst wird aber von einigen sehr melodischen Zeilen aufgelockert. „Razorblade Smile“ pflügt schnell durch die Ohren, ehe im Mittelteil langsamer, harter Groove von Robs pöbelnder Stimme phrasiert wird. Nach einem coolen Gitarrensolo und der letzten Strophe/Refrain endet der Song abrupt. Das finale „Eulogy“ klingt wie ein balladeskes „Bastards Part 2“, denn Rob zitiert zentrale Zeilen aus ebenjenem Stück. Die Musik ist düster, beinahe dystopisch, klingt am Ende aber etwas unfertig und man fragt sich was noch für Songs kommen, ehe man feststellt dass das Album beendet ist.
Fazit:
Machine Head gehen mit „Catharsis“ bewusst neue Wege und wagen einige Experimente. Das tut dem Album gut und es beweist dass die Musiker sich immer noch fordern wollen und werden. An starken Songs mangelt es nicht und man darf gespannt sein wie die Reise weitergehen wird.
Dominik Maier