Silver Knife – Silver Knife

Silver Knife präsentieren ihr selbstbetiteltes Zweitwerk und liefern damit den perfekten Soundtrack um sich schon mal auf die Herbstdepression einzustimmen. Nun sind Themen wie Weltschmerz und Lebensverdruss keine Seltenheit im Bereich des Post-Black Metal, aber die international besetzten Messerwetzer schaffen es, diese Themen ohne Plattitüden bzw. allzu depressives Selbstmitleid an den Hörer zu bringen. Die Gitarren weben melancholische Klangteppiche, der Bass klingt zu jeder Zeit warm und druckvoll und nimmt nicht selten auch eine melodisch-dominante Rolle ein, während sich der hallende Gesang im Elend bzw. in Selbstvergessenheit suhlt. Dass sich das Album weniger in Wellen bewegt, sondern vielmehr auf eine unvorhersehbare, aber doch zu erahnende Klimax hinsteuert, ist auch kein Beinbruch. Denn der Weg bis zum Finale „Triumph in Tragedy“ gestaltet sich packend komponiert und reißt auf fast schmerzliche Art mit. Dank kleiner Kniffe, wie dem aus dem Hintergrund ertönenden Chor in „Reticent Paroxysm“, wirken die Stücke außerdem nachhaltiger als es unter dem Ersteindruck manch depressiver Plattitüde scheint. Denn „Silver Knife“ entwickelt immer mehr Parallelen zur Tiefe und Undurchdringlichkeit des nächtlichen Ozeans. Schwarz und schwer scheint die Atmosphäre jegliches Licht zu verschlucken und doch liegt in der bloßen Betrachtung des Phänomens, in diesem Fall des unvoreingenommenen Lauschens, eine emotionale Tiefe, die mitunter in einer schmerzenden Katharsis bzw. dem eigenen Kollaps mündet. Das ist sicher nicht immer angenehm, aber es birgt eine reinigende Kraft, an deren Ende wenigstens das Potenzial zum Verständnis des eigenen Seelen- bzw. Innenlebens liegt. Mit einem Wort: Kunst!
Dominik Maier