Ulcerate – Cutting the Throat of God

Technischer Death Metal erweckt oft den Eindruck instrumentaler Onanie. Die Neuseeländer von Ulcerate bilden seit einiger Zeit einen wohltuenden Gegenpol zu dieser Entwicklung, denn ihr Todesblei wirkt, trotz erkennbarer Technikfreude, stets aus dem Herz heraus musiziert. „Cutting the Throat of God“ bildet da keine Ausnahme und spricht als tief beseeltes Death Metal Album auch öfter das Herz des Hörers als dessen Kopf an. Natürlich türmen sich hier nach wie vor kantige Rifflandschaften auf, die von geifernder Disharmonie und verzerrten Melodien umschäumt werden, wie die tosende Gischt des Meeres jedes havarierte Schiff irgendwann verschluckt. Aber wer einem Gott an die Gurgel geht, der muss schweres Geschütz auffahren. Daher verwundert es nicht, dass Ulcerate in knapp einer Stunde Spielzeit das musikalische Armageddon entfesseln. Dissonanzen und schräge Riffs werden in Klänge gebettet, die als Äquivalent zu einem tosenden Gewittersturm eine regelrecht apokalyptische Figur machen. Dabei gelingt den Neuseeländern erneut das Kunststück beseelte Musik zu erschaffen, die zwischen emotionalen und musikalischen Extremen umhertänzelt wie eine Prima Ballerina auf Steroiden. Das klingt mit Sicherheit nicht einfach, Ulcerate fordern den Hörer vielmehr auf allen Ebenen heraus. Aber ein Spaziergang durch einen Hagelsturm ist in der Regel auch keine Kaffeefahrt. Viel eher wirkt „Cutting the Throat of God“ wie eine Drohung an jedwede Lebensfreude. Oder wie ein musikgewordener Alptraum, der mit der Zeit zu Gedankenhysterie und Emotionschaos, bzw. zu Gefühlsverfall und dem völligen Verlust von Moral führt. Dass bei all diesem Pessimismus die Inhalte der Texte, genauso wie jede Note unter dem Skalpell musikalischer Höchstleistung feilgeboten werden, macht „Cutting the Throat of God“ umso mitreißender.
Dominik Maier