Februar 2024

Chapel Of Disease – Echoes Of Light

Chapel Of Disease (bzw. Chefdenker Laurent Teubl) überzeugen auf „Echoes Of Light“ durch ihr Gespür für zugängliche Komplexität. Vom Death Metal der Anfangstage zeugen nur noch die markanten Growls (und selbst die werden in der Genialität „Shallow Lights“ über Bord geworfen). Stattdessen toben sich die Musiker auf einer stilistischen Blumenwiese zwischen progressivem Rock, geisterhaften Psychedelica mit 70s-Vibe, tanzbarem Gothic Rock und melodieverliebter Gitarrenkunst aus. Für diese Vielfalt alleine hätten in anderen Zeiten Musiker ihre Seele an den Leibhaftigen verkauft. Dabei begeistert dieses vierte Album mit einem ausgeklügelten Spannungsbogen, der im Titeltrack klassischen Hard Rock und Metal der aggressiven Art unter einen Hut bringt und mit Gitarrenmelodien aufwartet, die das Sternencover des Albums gekonnt zum Leben erwecken. Im Ohrwurm „A Death Though No Loss“ brausen die Saitenkünste zum Sturm auf, kommen im Mittelteil zur Ruhe und trotz des harten Bruchs geht das Gefühl zu keiner Zeit verloren. Dass hier sowohl Progressive Rock im Stil der siebziger Jahre zu hören ist, als auch Black Metal-Kälte durch die Ritzen zwischen den feingliedrigen Gitarristenfingern pfeift, verwundert daher kaum. Verwundert abgesehen von der Leichtigkeit, mit der Chapel Of Disease Genregrenzen einreißen, überhaupt noch etwas an dieser Band? Zumindest überrascht der Klargesang in der bluesigen Ballade „Shallow Lights“ anfangs. Interessant ist auch der eine oder andere Verweis in Richtung Grunge, der aus der Verzweiflung, die hier mitschwingt, hervorgeht. Darf zu Death Metal getanzt werden? Gegenfrage: Ist „Selenophile“ ein Death Metal Song? Egal, ein Hit ist das Teil auf jeden Fall. Die Gitarren riffen zwischen Blues, Classic Rock und einem Hauch Psycho-Farbe umher und elektrisieren den ganzen Körper. In „Gold/Dust“ gehen Synthesizer und Gitarren eine psychedelische Heirat ein und vereinen sich unter dem Schleier des komplett cleanen Gesangs, der überraschend gut passt, wenngleich der Mittelpunkt des Geschehens das Gitarrenspiel ist, das nach den sprichwörtlichen Sternen greift. Das finale „An Ode to the Conqueror“ bricht endgültig mit dem Death Metal-Kontext und entpuppt sich als beinahe lupenreine Epic Metal-Großtat. In puncto Stimmung lugen u.a. Bands wie Pink Floyd um die Ecke, genauso wie in der Gitarrenarbeit die eine oder andere Blues-Referenz zu hören ist (ganz so pur ist der Epic Metal also doch nicht…). Die Melodien am Ende schießen den Vogel endgültig ab, denn ein Song, der (im Rahmen eines Death Metal-Albums) zu Tränen rührt, kann nur von einem großen künstlerischen Geist zeugen. Dass die Scheibe zudem in einen brillanten Sound gegossen wurde, lässt „Echoes Of Light“ im wahrsten Sinne des Wortes hell strahlen und macht das Album zu einem Gratmesser in Sachen authentischer Rockmusik für das Jahr 2024!

Dominik Maier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert