Januar 2024

Vitriol – Suffer & Become

Vitriol begehen auch mit „Suffer & Become“ einen sehr komplexen Instrumentalpfad. Dass dieses zweite Studioalbum trotzdem keine Musikmathematik ist, liegt auch daran, dass die Band kein Noten-Tetris spielt und in erster Linie immer noch aus dem Bauch heraus musiziert. Trotzdem gleicht dieses Album einer Tour de Force voller unerwarteter Abzweigungen von einem Höllenkreis in den nächsten. Dabei schichten Vitriol beklemmende Dissonanzen über verschachtelte Riffs und vertracktes Drumming zwischen Maschinengewehr und Faustschlag. Zusätzlich gewinnt dieses Zweitwerk durch seine dichte und übergreifende Atmosphäre einen verzweifelten Unterton, der einem das Herz aus der Brust zu reißen scheint. Irgendwo zwischen Apokalypse, instrumentalem wie auch thematischem Wahnsinn und berserkender Wut öffnet „Suffer & Become“ einen gierigen Dämonenschlund, der mit unbarmherziger Dringlichkeit alles niederschmettert und verschlingt was ihm vors gierige Maul läuft. Allerdings geht die Band dabei vielschichtig und clever zu Werke. So sind z.B. immer wieder hintergründige, symphonische Elemente zu hören, die der Klangapokalypse genauso hervorragend stehen, wie die cleanen Gitarrenmomente von „Survivals Careening Inertia“ zeigen, dass zwischen Blastbeats und harmonischen Leads gar kein so weiter Weg liegt. Am Ende ist auch „Suffer & Become“ ein vertonter Gewaltexzess, der sowohl den Kopf als auch das Herz zerdrückt wie ein Vorschlaghammer ein rohes Ei. Gleichwohl ist dieses Extrem-Metal-Fest ein ästhetisches Gesamtkunstwerk zwischen Faszination, instrumentaler, wie auch kompositorischer Klasse und dem unmittelbaren Element des allgegenwärtigen Chaos, das extremen Death Metal auszeichnen sollte. „Suffer & Become“ ist eine vertonte Schocktherapie zwischen Hochspannung und Negativität als kreativer Kraft!

Dominik Maier

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