Wisent – The Acceptance. The Sorrow.

Zwei Phasen der Trauerbewältigung im Kontext eines Hardcore-Albums zu vertonen lässt darauf schließen, dass die Musiker ihr Herz auf der Zunge, bzw. in den Händen tragen. Die Konsequenz aus dieser Intention ist, dass Wisent mit „The Acceptance. The Sorrow.“ emotionales Grenzland betreten und stets auf der feinen Trennlinie zwischen Hoffnung und Nervenzusammenbruch tänzeln. Dabei ist das Album nicht nur durch seinen Titel zweigeteilt, sondern birgt auch musikalisch zweierlei Qualitäten. Den Anfang macht die Akzeptanz des Geschehenen, die aber immer noch von einer Hoffnung auf Besserung, oder dem Wunsch nach Veränderung getragen wird. Dementsprechend klingen Stücke wie „Scars that Remain“ energisch und drängend und vermitteln eine gewisse Kämpferhaltung, die sich in Stücken wie „Martyr“ mit einem nachdenklichen Unterton vermischt, der zügig ans Herz zu gehen vermag. „A Sea To Scream At“ geht da noch einen Schritt weiter, präsentiert sich als zerbrechlicher Ritt auf der Rasierklinge, dessen Emotionalität schwer im Magen liegt. „Withered Away“ und das folgende „Burden“ wirken dann besonders im Verbund miteinander derart nervenaufreibend, dass sie durchaus zu Tränen rühren können. Themen wie der Verlust des eigenen Wertes, die Frage ob das Leben eine Last für sich und andere ist, werden hier in zwei schwermütige, musikalische Hilfeschreie verpackt, die in einem emotionalen Scherbenhaufen enden. Dabei überzeugt stets die Kombination aus authentischen Texten, Melodien und Stimmungen, die wie Nadelstiche durchs Herz getrieben werden und sich in „Alone in the Nothingness“ mit einem depressiven Element paaren, das von sehnsüchtigen Trompeten zu drängendem Groove ein Stück weit konterkariert wird, sich letztlich aber immer weiter in Richtung Identitätskrise bewegt. In „Over the Horizon“ kulminiert diese Qualität in einem vertonten Aufschrei, welcher der eigenen Negativität letztlich den Kampf ansagt und das Album mit metallischer Wucht und persönlicher Wut bzw. dem Trotz zur Hoffnung zumindest ein Stück weit positiv beschließt.
Dominik Maier