Juli 2023

Blackbraid – Blackbraid II

Black Metal ist in vielen Teilen ein sehr persönliches Genre. Denn Glaube, Spiritualität und die Frage nach einem tieferen Sinn der Existenz sind in erster Linie individuell. Gleichzeitig sind viele Sagen und Mythologie allgemein meist orts- oder zeitgebunden, denn sie entspringen in vielen Fällen einer Zeit in der Überlieferungen und die Weitergabe von Wissen meist mündlich von statten ging. Heruntergebrochen auf den Black Metal bedeutet das, dass gerade im Subgenre des „Native-Black Metal“ die persönliche Haltung der Musiker oft noch viel weniger von der Musik zu trennen ist, als das ohnehin bei Kunst der Fall ist (und auch sein sollte). Sgah’gahsowáh, der alleinige Kopf hinter Blackbraid beschäftigt sich auf „Blackbraid II“ sowohl mit der Geschichte und Mythologie des indigenen Amerikas, als auch mit seiner Faszination für die scheinbare Polarität von Black Metal und der Suche nach dem eigenen Ursprung. Dabei bietet das Album oberflächlich betrachtet kaum wirkliche Neuerungen. Denn für atmosphärischen Black Metal mit weitläufiger Klangdichte und Natur-Ästhetik gibt es (gerade aus Amerika) einige hochklassige Beispielbands (Agalloch, Wolves In The Throne Room u.a.). Und doch überzeugt Blackbraids Musik durch brennende Leidenschaft, die hörbare Bereitschaft für die eigene Musik und die eigene spirituelle und native Verbundenheit zu seiner Heimat durchs sprichwörtliche Feuer zu gehen. Davon abgesehen beherrscht Sgah’gahsowáh das Spiel mit Atmosphäre und klanglicher Dichte nahezu perfekt. „Blackbraid II“ ist ein Album, das die Polarität der Natur und die damit verbundenen Spiritualität des Künstlers in einem dichten musikalischen Strudel zwischen Wildheit, Raserei und zerstörerischer Kraft einerseits und erhabener Schönheit und dem Erkennen von Heilpotenzial in der Natur, aber auch im eigenen Ursprung andererseits, zu einer emotional und musikalisch mitreißenden Reise verbindet. Die Tiefe dieses Werkes ist beachtlich. Dass Blackbraids musikalische Vision darüber hinaus in kompletter Unabhängigkeit von Labels und dergleichen in die Welt gesetzt wird, erscheint angesichts der spirituellen Haltung des Musikers nur plausibel.

Dominik Maier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert