Bonjour Tristesse – Against Leviathan!

Nach dem Großstadtkummer des Vorgängers führt der Weg von Bonjour Tristesse auf „Against Leviathan!“ hin zu depressiver Wut. Was zuvor Melancholie war, wird jetzt gehässig in die Welt geschrien. Dabei findet sich natürlich immer noch genug Raum um sich in der Einsamkeit und dem Lebensverdruss der modernen Zeit zu suhlen, bevor aber der Abschluss „Ode to Emptiness“ als melodischer Trauerkloß den Ausblick auf einen bereits angedachten Folgeteil dieses Albums richtet, tritt „Turmoil“ zunächst einen derben Sturm los. Natürlich sind die verträumten Melodien nicht verschwunden, aber die Musik klingt schroffer und aggressiver als zuletzt. Damit nimmt der Opener die Grundausrichtung des Albums auch ein Stück weit vorweg, denn die Haltung der Songs wirkt kämpferischer, vielleicht sogar anarchistischer als zuletzt. Auch die Texte lesen sich wie Kampfansagen an die fortschreitende Wertelosigkeit der sogenannten modernen Welt. Denn was ist ein Leben wert, wenn alles gleich geschaltet ist? „Accept the Fact: Modern Life is War!“ kreischt Nathanael im Titeltrack, in dem er sich zwischen bittersüßer Melodik und Aggro-Blastbeats genauso in die Nesseln setzt, wie er mit trotziger Erhabenheit, die nicht selten an Stolz grenzt, klar stellt, dass trotz allem Weltverdruss ein Kämpferherz in seiner Brust schlägt. Im erwähnten Finale hält die Melancholie dann in Form von sanften, aber traurigen Gitarrenharmonien Einzug, wird aber nicht so elegisch ausgelebt wie vor fünf Jahren. Vielmehr wirkt der Song wie ein Manifest. Ein Manifest auf die Tatsache, dass Hoffnung eine Illusion ist. „Surrender your dreams. Flee hope. Embrace darkness and sing this ode to emptiness.“ Solche Zeilen wirken aber auch wie eine Kampfansage. Eine Kampfansage an eine Welt die ihrer Werte beraubt wurde, in der die Menschen die Bedeutung derselben vergessen haben, ja, nie gelernt haben. Damit bricht „Against Leviathan!“ einerseits mit vermeintlichen Genre-Konventionen und steht andererseits als stolzes Monument gegen den Abwärtstrend der modernen Gesellschaft.
Dominik Maier