Die Apokalyptischen Reiter – Wilde Kinder

„Ich bin ein Mensch-gefühlsorientiert“ singen Die Apokalyptischen Reiter im Album-Closer „Ich bin ein Mensch“ und fassen damit die Essenz von „Wilde Kinder“ genauso passend zusammen wie sie sich selbst als Band mit diesen Worten treffend einordnen. Es geht und ging den Musikern immer um den unmittelbaren Ausdruck von Emotionen. Egal ob in Form eines durchdachten Konzepts wie auf dem Epos „Der Rote Reiter“ oder als spontane Kreativ-Explosion wie auf „The Divine Horsemen“. In gewisser Weise haben gerade diese beiden unmittelbaren Vorgängeralben den Weg für „Wilde Kinder“ bereitet. Denn hier trifft die rohe, ungestüme Seite der Band auf den Wille und die Fähigkeit zur großen Inszenierung. Der energisch-ansteckende Opener „Von Freiheit will ich singen“ zeichnet den Weg von „Wilde Kinder“ gut vor und gefällt textlich mit übersprudelnder Aufbruchstimmung. Auch im melodisch-kraftvollen „Alles ist gut“ oder der klassischen Reiter-Hymne „Nur frohen Mutes“ zeigt die Band eine positive Grundhaltung, die den pessimistischen Erfahrungen der letzten Jahre bestens entgegen wirkt. „Ich kann und ich werde, ich bin jetzt und hier“, Zeilen dieses Kalibers finden sich einige auf „Wilde Kinder“. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist die leichtfüßig tänzelnde Suff-Hymne „Blau“, die so positiv ansteckend rüberkommt, dass es eine Freude ist. Dass sie trotz dieser Positivität aber immer noch die Apokalypse der Realität vertonen können, zeigen sie u.a. in „Euer Gott ist der Tod“: Bedrohlich steigern sich die Strophen auf einen explosiv-destruktiven Refrain hin, der mit zum härtesten der letzten Reiter-Jahre zählen dürfte. Dazu kommt eine einnehmende Beklemmung, die den Text bestens unterstützt. Apropos Text: Die lyrische Inszenierung, die Sänger Fuchs abliefert ist es auch diesmal wieder wert eingehend studiert zu werden. Exemplarisch seien hier mal das pathetische „Leinen Los“ oder das bildgewaltige „Der Eisenhans“ genannt.
Dominik Maier