Juli 2021

Die Apokalyptischen Reiter – The Divine Horsemen

Wenn sich stilistische Gratwanderer wie die Apokalyptischen Reiter zwei Tage lang im Studio einschließen und komplett aus dem Bauch heraus wild drauflos improvisieren, dann klingt das zunächst mal gewagt. „The Divine Horsemen“ tönt dann auch dementsprechend roh, wild und ungezügelt. Hier steht klar die Spielfreude, die Vertonung des unmittelbaren Moments im Vordergrund. Dazu passen die vielen Einflüsse diverser Ethnien, Sprachen und die immer wieder auftauchenden Elemente von Weltmusik sehr gut. Die Musik klingt oftmals mehr nach vertontem Ritual als nach konventionellem Song, was dem Werk dann doch wieder einen gewissen roten Faden verleiht. Denn im Zuge der Aufnahmen wurden diverse Voodoo-Gottheiten und schamanische Praktiken herangezogen, die direkten Einfluss auf Musik und Text hatten. Das Album bewegt sich durch den kompletten musikalischen Kosmos des Reiter-Sounds und doch geht die Band stellenweise auch weit darüber hinaus. Dem spontanen, intensiven Ansatz der Aufnahmen ist es wohl geschuldet, dass die Songs trotz aller Vielfalt denselben Geist atmen und regelrecht fließen, mitunter aber sehr kontrastreich ausfallen. „Nachtblume“ ist ein kurzer schwarzmetallischer Orkan dem mit „Inka“ eine knapp zehnminütige Melange aus rituellen Digeridoo-Sounds, ambientösen Keyboards und fast jazzigen Grooves vorausgeht, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Insofern klingt „The Divine Horsemen“ alles andere als konventionell, begeistert aber durch das vollkommene Ausleben musikalischer Kreativität die mit diversen Stimmungen und einigen klanglichen Überraschungen punktet.

Dominik Maier

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