Harakiri for the Sky – Mære

Auch wenn „Mære“ zunächst weniger aggressiv als der Vorgänger klingt haben sich Harakiri for the Sky doch in eine vielversprechende Richtung weiter orientiert. Der titelgebende Alptraum wird wieder mehr durch Melancholie und offensichtlichen Seelenschmerz erzeugt. Das innere (und äußere) Leid ist wieder präsenter. Dadurch klingt nicht nur die Musik ein Stück weit schwermütiger, sondern auch der visuelle Aspekt des Albums ist deutlich schmerzhafter als zuletzt (auf dem Cover wird einem Wolf bei lebendigem Leib die Haut abgezogen….!?!?). Dieser Schmerz wird in einen beklemmend melancholischen Soundtrack von ca. 80 Minuten Länge verpackt, was sowohl Stärke als auch Schwäche des Albums ist. Einerseits ist die musikalische Dichte, der Strudel aus Weltverdrossenheit und persönlichem Elend so mitreißend vertont, dass sich der geneigte Hörer sehr schnell sehr tief darin fallen lassen kann. Andererseits kommen weniger melancholisch Veranlagte womöglich nicht umhin einige Längen auf dem Album zu finden. Aber des einen Leid ist des anderen Freud und so oder so schaffen es Harakiri for the Sky meisterhaft die Tristesse ihrer Musik in Bildern zu transportieren. Das fängt bei der Covergestaltung an und endet bei den Texten, deren Emotionen wirklich erlebbar sind. Die Songs erzeugen lebendige Szenarien vor dem inneren Auge des Hörers, selbst wenn dieser nicht in der Lage ist die Texte zu verstehen. Dazwischen schichtet sich die Musik als ausladendes, episches Konstrukt übereinander. Die Songs fließen förmlich und lassen stellenweise kaum Luft zum atmen. Das ist eine große Stärke dieser Band, denn jedes Album ist ein homogenes Werk, das am stärksten durch seinen Gesamteindruck lebt. Ja, der Hörer muss Zeit mitbringen und sich auf die Musik einlassen, aber das war schon immer so bei den Österreichern und gerade unter diesem Aspekt stellt „Mære“ sicherlich einen weiteren Höhepunkt in ihrer Diskografie dar.
Dominik Maier