Dezember 2020

Nocte Obducta – Irrlicht (Es schlägt dem Mond ein kaltes Herz)

Ursprünglich für Oktober anberaumt hat es jetzt bis zum 11. Dezember gedauert bis Nocte Obducta uns ins „Irrlicht“ führen. Und wie es sich für so einen Titel gehört machen es die Jungs ihren Hörern nicht gerade einfach. Das liegt nicht am überwiegend garstigen Gesang, den man zwar von Nocte kennt, an den man sich aber erstmal wieder etwas gewöhnen muss. So dermaßen galliges Gekrächze gabs bisher kaum. Es liegt vielmehr an der Stimmung der Musik. Vielschichtige Emotionen sind für Bandverhältnisse grundsätzlich auch nix neues, aber dass ein Album so dermaßen fatalistisch, teilweise regelrecht pessimistisch klingt ist irgendwie doch etwas ungewohnt. Aber verdammt nochmal, das ist gut so! Dass Nocte Obducta ihre Hörer fordern macht die Band umso wichtiger und die Musik umso besser! Da machen auch die kleinen Verweise auf die eigene Vergangenheit gleich noch mehr Spaß. Angefangen beim Opener „Zurück im bizarren Theater“ dessen schwarzromantischer Text sich über klanglich dreckige Raserei und elegischen Doom legt bevor „Von Stürzen in Mondmeere“ sich noch schwerer voran schleppt. Und da sind sie, diese sehnsüchtigen Melodien, denen immer eine gewisse Wehmut mitschwingt. (Kann aber auch am Text liegen, der sich gewohnt abstrakt in die Hirnwindungen gräbt und sicher etwas braucht um voll einzuschlagen.) „Rot und Grau“ hat etwas ekelhaftes, klingt aber irgendwie schön. Nicht nur textlich ist die Nummer bemerkenswert, auch die Stimmung die entsteht wenn luftige Samples auf klirrend-kaltes Riffing treffen ist einfach einzigartig. Nachdem „Der Greis und die Reiterin“ kurz und punkig scheppert klingt „Der alte Traum“ wohl noch am ehesten „bandtypisch“ (wenn man so will…). Die knappen 10 Minuten vertonen die Widersprüchlichkeit menschlicher Emotionen perfekt. Das Schreckgespenst „Bei den Ruinen“ versprüht hoffnungslose Trauer, geht dann in Resignation über, ehe es akzeptiert, dass alles enden muss…Denn jeder stirbt allein und vor Schreck über sich selbst! „Noch“ ist ein fulminanter Abschluss, verbindet Erhabenheit und die Akzeptanz der eigenen Nichtigkeit zu einem gleichermaßen bedrückenden wie erlösenden Stück Musik und verursacht allein durch seine Melodien den wohl dicksten Kloß im Hals des Hörers! Nicht einfach, aber gerade deshalb so stimmig und eben genial! Am Ende bleibt die Stille und ein beklemmender Nachhall trägt die Erinnerungen weg vom Logenplatz des Lebens hin zu bizarren Träumen.

Dominik Maier

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