Der (vorerst) letzte Teil dieser Serie serviert gemischtes Hack: Black Metal, klassischeren Heavy Metal oder auch moderner tönendes Metall, diese Liste bietet (fast) alles.
01. Triptykon – Eparistera Daimones (2010)

Der Zwang sich zu entscheiden das eigene Lebenswerk aufzugeben ist eine Tragödie. So geschehen als Tom G. Warrior 2007 seinen Ausstieg und damit das Ende von Celtic Frost bekannt gab. Drei Jahre danach lässt er mit „Eparistera Daimones“ ein fast schmerzlich radikales Werk auf die Welt los und schlägt mit Triptykon das letzte musikalische Kapitel seines Lebens auf. Dabei entfesselt er eine ungezügelte Wut die durchaus im Geiste seiner wegweisenden Erstband Hellhammer steht. Celtic Frosts Abgesang „Monotheist“ wirft seinen langen Schatten aus, der auf „Eparistera Daimones“ in ähnlicher Manier weitergeführt wird. Abgrundtiefer Hass paart sich mit Misantropie und Melancholie. Alles was zuvor schon dunkel und beklemmend war wird in Triptykon noch extremer, noch ablehnender und stellt die finale Katharsis aus dem Leben da. Musikalisch wird schwärzeste Lava in zähem Doom eingebettet. Allerdings brechen aggressive Impulse, hektische Exkurse und alles zermalmendes Midtempo, den Sog immer wieder etwas auf ohne die barbarisch negative Stimmung zu zerstören. Tom G. Warrior hat mit seiner Kunst von Beginn an Maßstäbe gesetzt und auch mit Triptykon ist das nicht anders. Die faszinierende Radikalität dieser Band geht untrennbar einher mit dem Künstler dahinter und kulminiert im fanatischen Höllenritt „The Prolonging“, der in seinen zwanzig Minuten alle Facetten und Emotionen finsterster Musik abdeckt. Dieses Album trifft nicht nur im Herz, es reißt die Mitte aus dem Leben heraus um seine finstere Saat direkt und unumgänglich in den Kern dieses Lebens zu pflanzen. Kunst muss nicht angenehm sein um gut zu sein. Kunst muss und will etwas bewirken. Genau das schafft „Eparistera Daimones“, denn es ist niemals beliebig, immer relevant und stets außergewöhnlich.
02. Der Weg einer Freiheit – Finisterre (2017)

„Finisterre“ ist ein akustischer Ritt auf der Rasierklinge. Nicht nur im sehr durchdachten Textkonzept spielen Licht und Schatten, bzw. das Spiel mit Kontrasten eine wesentliche Rolle. Mit einem misanthropischen Zitat aus Marlene Haushofers Epos „Die Wand“ reißt die Band im stürmischen „Aufbruch“ einen Abgrund auf in den der Hörer stetig tiefer fällt. Die Texte können aber auch als die Schilderung eines kaputten Lebens erscheinen. Dabei spielen Angst, Selbsthass, Verzweiflung und Bedrängnis entscheidende Rollen, werden aber immer intelligent verpackt und nie plakativ dargestellt. So finden sich rein textlich immer neue Akzente, Erkenntnisse oder Äußerungen die einen zweiten, dritten oder vierten Blick wert sind. Passend dazu wird auf dem Album auch nicht stur durchgekeift. Schon im Opener schafft Klargesang eine melancholische Stimmung und passend dazu baut sich die Musik fast wellenförmig auf. Das Spiel mit Kontrasten und Dynamik ist ein wesentlicher Teil von „Finisterre“. Das beweist auch „Der letzte Tanz“, der zunächst verhalten melancholisch beginnt um dann zu einem brodelnden Monster anzuwachsen. In einer knappen Viertelstunde schichten Der Weg Einer Freiheit einen bedrohlichen und bedrückenden Brocken auf. Hier gehen pure Verzweiflung, unbändige Wut und (Selbst)Hass ineinander über und schaffen ein stürmisches Wechselbad der Gefühle. „Skepsis Part I“ ist ein tieftrauriges Instrumental, eine Reise an die dunkelsten Orte der eigenen Gedanken und geht direkt in den Hassbrocken „Skepsis Part II“ über. Der Hörer wird schier überrannt von der massiven Dichte des Songs. Auch hier ist das Spiel mit Dynamik allgegenwärtig und besonders die grandiosen Melodien setzen tolle Kontraste zum derben Geballer (das stellenweise an sehr melodische Marduk erinnert). Der Titeltrack knackt wieder die zehn Minuten Marke, kracht ordentlich ins Gebälk klingt aber weniger stressig. Dafür sorgen geschmeidige Übergänge von Hochgeschwindigkeit zu fast lässigen Grooves. Sowohl die famosen Melodien als auch der Text sorgen für einen melancholischen Einschlag, der an manchen Stellen durchaus depressive Momente aufkommen lässt. Da passt auch die Kombination von Klargesang und Gekeife super. Am Ende hat die Musik trotz aller Aggression und Melancholie etwas Meditatives, man kann sich wirklich in ihr fallen lassen. „Neubeginn“ beendet dieses Machtwerk als beklemmendes Stück Schwärze und überlässt den Hörer am Ende seinen Gedanken, die gleichsam beunruhigend und trübsinnig sind. „Finisterre“ ist nervenaufreibend und auf seine eigene Art erhaben und überlegen.
03. Borknagar – Winter Thrice (2016)

Borknagars Alben gleichen Reisen durch die faszinierende Vielschichtigkeit der Natur. Sowohl was die äußere Aufmachung als auch die Texte und die Musik angeht streifen die Nordmänner stets durch monumentale Landschaften. „Winter Thrice“ ist dabei nicht nur ein Abbild der frostigen Natur des Nordens sondern nimmt den Hörer mit auf eine stimmungsvolle Reise durch eine andere Welt. Dabei blicken Borknagar aber auch auf die eigene Vergangenheit zurück und holen sich ihren ehemaligen Sänger Garm für einige Gastgesänge mit ins Boot. Daraus resultiert großes: Der Titeltrack verpackt die Kantigkeit des nordischen Black Metal in ein episches, cineastisches Gewand, das vor allem von den stimmlichen Gegensätzen der beteiligten Sänger lebt. Bei aller Epik die das Album bietet verlieren Borknagar aber nie die ursprüngliche Wildheit des Genres aus den Augen. Beweise? Die finden sich u.a. ausgerechnet im ausladenden „Terminus“. Rasenden Black Metal und 70er Jahre Progrock werden hier zu einer faszinierenden Hymne verflochten, die nicht nur vom genialen Gesang lebt, sondern auch mit tollen Keyboard Passagen begeistert. Damit ist der Track einerseits ziemlich repräsentativ für den Sound den Borknagar fabrizieren, andererseits ist die Musik (nicht nur auf diesem Album) derart farbenfroh und vielschichtig, dass ein einzelner Song kaum zusammenfassen kann worum es geht. Gleichzeitig schafft die Band das Kunststück trotz aller Progressivität immer nachvollziehbar zu bleiben. Jeder Song hat eine nachvollziehbare Struktur, genauso wie das ganze Album einen nachvollziehbaren Roten Faden hat. Innerhalb dieser Struktur schlägt das Pendel zwar immer mal mehr, mal weniger in eine bestimmte Richtung aus (ausladende Epik in „Panorama“ oder frostigen Black Metal in „When Chaos Calls“), dabei bleibt aber das Konzept des Albums erhalten, ohne dass ein bestimmter Song zu sehr hervorsticht. Ganz egal wie man diese Musik jetzt nennen will, Borknagar liefern auch mit „Winter Thrice“ höchste Qualität ab und beweisen, dass künstlerische Entwicklung wichtig, spannend und in ihrem Fall immer fruchtbar ist. Große Kunst!
04. God Seed – I Begin (2012)

Die bisher letzte Zusammenarbeit von Gaahl und King wurde 2012 unter dem Banner God Seed zur Diskussion gestellt. Beide brillieren auf „I Begin“ mit finsterstem Black Metal der aber nicht stur im Genre-Sumpf versinkt sondern durch einige unerwartete Schlenker und Ausreißer angenehm frisch klingt. Kennt man die Gorgoroth-Vergangenheit der beiden Musiker und ist auch mit Gaahls aktuellem Projekt Gaahl’s Wyrd vertraut klingt „I Begin“ stellenweise wie ein musikalisches Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die rasante Blasphemie die Gorgoroth auszeichnete ist auch hier ziemlich präsent, wird aber durch einige Neuerungen aufgelockert, bzw. zeigt die beiden Musiker von einer gänzlich neuen Seite. Diese deutet sich schon im atmosphärischen „Awake“ erstmals an. Gaahl zeigt erste Stimmvariationen und die Musik erhält durch allerlei marginale Zusätze (Keyboards!) einen genialen Grusel-Faktor der unweigerlich für Gänsehaut sorgt. „Alt Liv“ ist ein Monument! Der eine Song der die Größe einer Band konzentriert darstellt. Die vorherigen Andeutungen entwickeln sich hier zu einem spannenden Ritt an der Grenze zwischen kaltem Schwarzmetall und rohem Doom dem etwas Archaisches innewohnt das einen nicht mehr loslässt. Das manische „From the Running of Blood“ geht danach ein paar Schritte zurück, klingt ursprünglicher und atmet den Geist des norwegischen Black Metal der 90er Jahre. Dabei werden God Seed aber nicht zum Plagiat sondern bringen genügend Eigenständigkeit mit um frisch zu klingen. Das könnte man als Fazit für dieses Album eigentlich so stehen lassen, wären da nicht noch Songs wie das epische Monument „Hinstu Dagar“. Hier schleift sich schleppender Doom an den Krallen des Black Metal. Besonders Gaahls Gesänge variieren mehr denn je zwischen erhabenem Flüstern/Raunen und hypnotischem Klargesang. Durch die meditative Stimmung driftet der Hörer in dem Song umher und ist hin- und hergerissen zwischen garstiger Bösartigkeit und fesselnder Manie die neben Gaahl kaum ein anderer Frontmann so darstellt. Diese Aussage fasst die Scheibe auch ganz treffend zusammen. Immer noch sehr interessant!
05. Grand Magus – Triumph and Power (2014)

Episch, triumphal, kraftvoll. So könnte man die Grundpfeiler von „Triumph and Power“ beschreiben. Grand Magus liefern auf ihrem 2014er Dreher bestechenden Heavy Metal in Reinform ab. Songs wie dem Opener „On Hooves of Gold“ oder auch dem hammermäßigen Titeltrack hört man das literweise tropfende Herzblut zu jeder Sekunde an. Auffallend ist, dass die Band auf dem Album einen Ohrwurm an den nächsten reiht ohne in die Kitschfalle zu tappen (die sich bei klischeebeladenen Titeln wie „Steel Versus Steel“ durchaus auftun könnte). Grand Magus sind aber schon seit längerem in der Lage mit simplen Mitteln wirklich packende Songs zu stricken. Egal ob die Musik mal etwas zügiger voran marschiert („Fight“), oder ob Songs wie „Holmgång“ als triumphale Schlachtenhymne daherkommen, das Trio schafft es immer mit wenigsten Mitteln den maximalen Effekt zu erzielen. Das ist bestes Headbang-Futter und dürfte jedem Fan von ehrlichem Heavy Metal wie geschmiert in die Lauscher laufen. Die stärkste Leistung der Band ist aber, dass sich kein wirklicher Höhepunkt auf dem Album ausmachen lässt. Vom ersten bis zum letzten Ton wird man von der Leidenschaft der Musiker mitgerissen und der Song der gerade läuft ist immer der beste (das muss man auch erst mal hinbekommen)!
06. Belphegor – Blood Magick Necromance (2011)

Im Grunde könnte hier jedes Album stehen das seit 2010 erschienen ist. Belphegor sind eine beständige und verlässliche Bank und haben sich im Laufe ihrer Karriere keinen wirklichen Ausfall geleistet. Dass hier „Black Magick Necromance“ gelandet ist (und nicht etwa „Totenritual“ oder Conjuring The Dead“) liegt einzig am Knobelverfahren. Soviel zum Vorspiel. Klar, die Österreicher liefern auch mit diesem Album einen infernalischen Höllenritt der Extraklasse ab. Hier regieren immer noch der Gehörnte persönlich, sein Kumpel Gevatter Tod und beide dürfen sich den fleischlichen Gelüsten mal mehr, mal weniger exzessiv hingeben. Musikalisch berserken die Österreicher auch immer noch in der Schnittmenge von Black- und Death Metal, aber wo früher oft pure Raserei angesagt war setzten sie jetzt vermehrt auf Midtempo. Dabei schafft die Band eine sehr dichte Atmosphäre, ohne auch nur einen Millimeter aus ihrem brutalen Fahrwasser auszuwimpen. Songs wie „Disciplin Through Punishment“ (über dessen perversen Text man einfach schmunzeln muss) oder auch das geile „Rise to Fall and Fall to Rise“ wühlen sich vornehmlich schwer und gemächlich durch die Lauscher, was die versauten Texte noch direkter wirken lässt. Dass Belphegor aber nach wie vor für kontrollierte Raserei stehen zeigen Songs wie das fiese Black Metal Gewitter „Angeli Mortis De Profundis“ oder auch das manisch metzelnde „Sado Messiah“, das dem Album einen brutalen und doch atmosphärischen Abschluss verleiht. Die Nummer ist beispielhaft dafür, dass es den Musikern auf diesem Album gelingt ihren rasanten Sound mit regelrecht catchy Melodien und Harmonien aufzulockern ohne ihn zu verwässern. „Blood Magick Necromance“ ist ein weiteres Zeugnis monumentaler Black/Death Metal Perversion!
07. Slipknot – .5 The Grey Chapter (2014)

Der Tod eines Freundes/geliebten Menschen kann die Betroffenen zerstören, er kann sie aber auch motivieren jetzt erst recht leben zu wollen und alles zu geben. Genau das trifft auf das fünfte Slipknot Album „.5 The Grey Chapter“ zu. Der emotionale Scherbenhaufen den der Verlust ihres Bassisten im Herzen der Musiker ausgelöst hat wird auf diesem Album in beeindruckende Musik kanalysiert. Das klingt zwar anders, dunkler, weniger chaotisch zeigt aber auch dass Iowas Finest ihre Emotionen immer noch in einer wilden Achterbahnfahrt vertonen können wie es kaum eine andere Band hinbekommt. Dabei klingt die Musik um einiges reifer als in der Vergangenheit, ob das an der traurigen Entstehungsgeschichte oder an einem natürlichen, menschlichen Reifeprozess der Musiker liegt ist im Grunde egal, wenn dabei derart starke Musik rauskommt. Ein Beispiel für die neue Musikalität ist das beklemmende „Killpop“, das zwar vordergründig sehr gemäßigt klingt, aber durch eine unterschwellig psychotisch-chaotische Stimmung mitreißt und durchaus für Gänsehaut sorgt. Das simpel stampfende „Skeptic“ ist direkt danach ein cooler Kontrast und besonders die Hook ist ein Headbanger vor dem Herrn. „Lech“ macht dann das Triple voll und prescht energisch durch die Lauscher, bevor „Goodbye“ für eine Verschnaufpause sorgt. Ähnlich wie die Abschlussnummer „If Rain is what you want“ lebt der Song von einer gewissen Resignation die sich langsam in Richtung Akzeptanz wandelt. Dabei glänzt vor allem Corey Taylor mit vielfältigem Gesang. Überhaupt liefert der Frontmann auf „.5 The Grey Chapter“ beeindruckend ab. Er klingt noch variabler als in der Vergangenheit und man bekommt das Gefühl dass es ihm eine persönliche Herzensangelegenheit ist diesem Tribut an seinen verstorbenen Freund sein volles Herzblut zu schenken, und sei es über die Grenzen des persönlich Ertragbaren hinaus. Dabei schafft er einen breiten Spagat zwischen Melodie („The One that kills the Least“), extrem bassiger Bösartigkeit („Custer“) und dem bekannt bolligen Gebell („Sarcastrophe“). Und eine Nummer wie „The Devil in I“ ist einfach ein Hit! Slipknot waren, sind und bleiben die Anführer des modernen Metal und haben ihre Führungsposition mit „.5 The Grey Chapter“ beeindruckend untermauert!
08. Trees of Eternity – Hour of the Nightingale (2016)

Es ist schier unmöglich die Musik von Trees of Eternity nicht mit dem tragischen Tod ihrer Sängerin Aleah Starbridge zu verknüpfen. Das 2013 gegründete Projekt betrieb Aleah zusammen mit ihrem Lebensgefährten Juha Raivio (Swallow the Sun), dem die Fertigstellung und Veröffentlichung des Debuts eine Herzensangelegenheit war und ist. Diese tragischen Umstände sind aber paradoxerweise sehr passend um sich in den schwermütigen Doom Metal von „Hour of the Nightingale“ fallen zu lassen. Schon der Opener „My Requiem“ reißt den Hörer unmittelbar in bodenlose Tiefen. Deren Dunkelheit immer wieder kontrastiert wird vom engelsgleichen Gesang Aleahs. Die zarten Streicher füllen den Song unaufdringlich auf und schaffen es dem Song trotz aller Trauer eine wohlige Wärme zu verleihen, die den Einstieg erleichtert. „Eye of Night“ lässt dann sogar ein bisschen Licht zu. Die Stimmung ist etwas lockerer und der Gesang bekommt eine noch sehnsüchtigere Note. Das tragische Ende wirkt wie ein Vorbote vom melancholischen „Condemned to Silence“. Hier singt Aleah im Duett mit Mick Moss von Antimatter und heraus kommt ein depressiv-schönes Stück Musik, das von einer breit gefächerten Schattierung lebt. Die Streicher sind etwas präsenter und der Hörer findet sich jetzt endgültig in einer Spirale aus tiefer Trauer und erhabener Schönheit wider. Die Songs bekommen immer mehr meditativen Charakter der im tieftraurigen „A Million Tears“ kulminiert. Sehnsüchtig und verzweifelt schön erklingt Aleahs Stimme und trägt den Hörer über endlose Weiten von Trauerweiden. Bei aller Traurigkeit hat „Hour of the Nightingale“ aber auch etwas Träumerisches und Sehnsüchtiges. Da wäre der Titeltrack, in dem Aleahs Stimme wie eine Kompassnadel von der einsamen Melodie geführt, den Weg durch die Melancholie weist. Oder „Broken Mirror“ bei dem der Gesang trotz des düsteren Sounds einen wunderbar warmen, ja fast positiven Kontrast setzt. Nachdem Aleahs Stimme in der akustischen Ballade „Sinking Ships“ schier verzaubernd klingt setzt „Gallows Bird“ einen tieftraurigen, epischen Schlusspunkt. Hier werden die Kontraste des Albums nochmal deutlicher, pendelt der Song doch zwischen schleifender Düsternis, erhabenem Stolz und verzweifelter Melancholie. Passend dazu findet sich mit Nick Holmes von Paradise Lost der perfekte Gegenpart zu Aleahs engelsgleicher Stimme. Die sonore Dunkelheit die sein Gesang ausstrahlt hebt den Song nochmal auf eine neue Ebene und markiert das epische Finale eines tragischen Albums, das die Symbiose von Tragik und Kunst auf schmerzliche Weise verdeutlicht.
09. Lik – Carnage (2018)

Wer auf frische Akzente in Sachen Schweden-Death steht ist nicht erst seit 2018 bei Lik gut bedient. Nach dem starken Debut weicht die Band auf „Carnage“ keine Spur von ihrem Kurs ab. Der Sound ist top produziert und bietet alles was das Genre-Herz begehrt: Geile Melodien und fette Grooves. Besonders bei „Rid You Of Your Flesh“ schleichen sich immer wieder Maiden-artige Harmonien in das Gitarrenspiel ein, was den potenten Death Metal noch eingängiger macht. Insgesamt zeigt sich der Sound von „Carnage“ aber nicht zu clean und gefällt durch eine ordentliche Schippe Brutalität die dem Debutsound draufgepackt wurde. Beispiele? Die Abrissbirne „Cannibalistic Infancy“ oder auch der rasante Opener „To Kill“, der keine Gefangenen macht und im Mittelteil für schmerzende Nackenmuskeln sorgen dürfte. Klar, das Genre wird hier nicht neu erfunden, aber Lik sorgen für frischen Wind in der Szene ohne wirklich auszuwimpen und haben das Potenzial mit ein paar Feinjustierungen und evtl. etwas mehr Risikofreude zu einem unaufhaltsamen Death Metal-Monster zu werden. Geiles Teil!
10. Emil Bulls – Kill Your Demons (2017)

Zwischen poppiger Eingängigkeit und bulligem Modern Metal haben sich die Emils Bulls mittlerweile ihre eigene Niesche geschaffen die sie mit jedem Album nahezu perfekt ausfüllen. „Kill Your Demons“ bildet da keine Ausnahme und trumpft im Vergleich zu den Vorgängern sogar noch ein bisschen mehr auf. Nach dem Chartstürmer „Sacrifice to Venus“ wollen es die Münchner jetzt so richtig wissen und liefern ihr bis dato mitreißendstes Werk ab. Der Titeltrack stampft erstmal ziemlich ruppig im Ohr herum und entwickelt sich in der Hook zu einer eingängigen Modern Metal Sause. Mit „The Ninth Wave“ und „Black Flags“ schafft die Band den eingangs erwähnten Spagat noch beeindruckender und scheut sich auch nicht vor stellenweise elektronischen Einsprengseln. Insgesamt ist „Kill Your Demons“ etwas düsterer ausgefallen als die Vorgängerscheiben. Das steht der Musik aber gut zu Gesicht und gipfelt thematisch im genialen „Black Flags“. Ein ähnliches Highlight ist das zugegeben kitschige, „Miss Magnetic“ das aber sofort zum absoluten Dauerbrenner wird. Altbekannten Stoff bieten dagegen Songs wie „The Anatomy of Fear“ das zwischen bulligem Metalcore und epischem Ohrwurm pendelt. „Mt. Madness“ dagegen geht mit einem Riffgewitter direkt in die Vollen, bekommt im Refrain aber doch noch die bekannte Portion Eingängigkeit verpasst. Songs wie „Euphoria“ tanzen dann sehr nah an der Kitsch-Grenze, sind aber vielleicht gerade deshalb so geil. Klar, der Gesang ist poppig und eingängig as fuck (man verzeihe mir meine Ausdrucksweise…) aber gerade deswegen ist die Nummer auch so geil. Jeder der live so richtig durchdrehen will wird sich hier genauso zuhause fühlen wie die Paare, die sich verträumt in den Armen liegen wollen. Fast noch geiler ist das düstere „Gone Dark“. Es wird passenderweise deutlich melancholischer und ja, dunkler. Nicht nur was den Gesang in der Bridge angeht. In den Strophen pumpt ein wütender Bass, bevor der Refrain geschmeidig ins Ohr geht, auffallend ist auch hier wieder der geile Gesang der immer die richtige Balance aus hart und zart findet. Eine dicke Überraschung ist danach „Leves and Scales“. Ist es eingängig? Check. Ist es anders? Check. Ist es mitreißend? Und wie! Unbedingt anhören! „Winterblood (The Sequel)“ beschließt „Kill Your Demons“ mit fast andächtigen und introvertierten Tönen. Zu kräftigen Drums gibt’s nochmal eine wahre Hymne von einem Refrain der die Scheibe melancholisch und sehnsüchtig beschließt. Um beim Titel zu bleiben: Killer Scheibe!
Dominik Maier